Kein heiliger Samariter

■ ASB in Nöten: Schulden in Millionenhöhe

Als Pflege- und Rettungsdienst ist er jedem bekannt, eine grundehrliche Bodenständigkeit wird schon durch den Namen suggeriert, doch jetzt gerät der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ins Zwielicht. Der gemeinnützige Betrieb mit seinen rund 1000 Mitarbeitern scheint finanziell auf äußerst wackligen Beinen zu stehen. Unter anderem, weil er sich mit kostspieligen Prestigeprojekten übernommen hat.

Recherchen der NDR Hamburg-Welle brachten es ans Licht: 1,2 Millionen Mark Schulden hatte der ASB bei den Krankenkassen, weil die Sozialabgaben für Mitarbeiter zeitweilig nicht gezahlt wurden. Mit mindestens einer Million Mark steht der Landesverband beim Finanzamt wegen Steuerschulden in der Kreide. Ein Deal mit den Krankenkassen soll den Einbruch in die Zahlungsunfähigkeit verhindern: Die Kassen verrechnen die ASB-Schulden mit dem Geld, das dieser mit seinen Pflegeleistungen in Sozialstationen und anderen Einrichtungen erwirtschaftet. Knapp 400.000 Mark machte man so bis jetzt wieder gut. „Alles ist in Ordnung und kaufmännisch ganz normal“, lautet dazu der Kommentar von Günther Arndt, zweiter Vorsitzender und starker Mann beim ASB. Auch Ulrike Zeising, Sprecherin der AOK, findet das in Ordnung: „Das machen wir immer so, um Firmen vor dem Konkurs zu bewahren“. Aber: Das Geld fehlt im laufenden Haushalt. Öfter schon, berichten Insider, verließen qualifizierte MitarbeiterInnen den ASB, weil Gehälter nicht pünktlich gezahlt wurden.

Die Finanzmisere bei der Hilfsorganisation ist nicht neu, und sie scheint hausgemacht: Daß der ehrenamtliche Vorstand Mißwirtschaft betreibt - solche Gerüchte kursieren schon lange. Die Kritik richtet sich vor allem gegen die zahlreichen Prestigeobjekten, die der ASB als Minusgeschäfte betreibt. Dazu zählen das von den Hamburger Wasserwerken abgestoßene Volksparkbad, das im August marode schließen mußte, die kostspielige St.-Petersburg-Hilfe und die aufwendig ausgestattete Rettungs- und Notarztwagenflotte, die jährlich rund 700.000 Mark Miese einfährt.

Günther Arndt weist alle Schuld von sich und macht sich über die Zukunft des ASB keine Sorgen: „Warum soll es nicht weitergehen?“ Auch der Betriebsrat hält sich vornehm zurück: „Ohne Beweise“ zu haben, mochte gestern niemand eine Stellungnahme abgeben. Katrin Wienefeld