Reichssportfeld morgen

■ Auf Gelände des einstigen britischen Hauptquartiers sollen Flächen des früheren Deutschen Sportforums wiederbelebt werden

Auf dem rund 60 Hektar großen Gelände des britischen Hauptquartiers am Olympiastadion sollen in Zukunft wieder Sportler statt Militärs herumturnen. „Unter der Voraussetzung, daß der Bund die seit dem Zweiten Weltkrieg besetzten Flächen und Gebäude dem Land Berlin übereignet, könnten dort Institute für Sportwissenschaften der FU Berlin, Freizeiteinrichtungen und andere hochwertige Arenen für Polo, Hockey, Tennis, Fußball oder Schwimmen wiedererstehen“, sagte gestern Sportstaatssekretär Günter Bock anläßlich einer Rundfahrt über das Areal mit Berliner Abgeordneten. Gemeinsam mit dem 1936 errichteten Olympiastadion und dem Maifeld, dem Reiter- und Schwimmstadion könnte das sogenannte Deutsche Sportforum zu einer „einzigartigen“ Anlage werden, malte Bock in „Gedankenskizzen“ aus.

Für das 160 Millionen Mark teure Gelände besitzt Berlin vom Bund einen „Überlassungsvertrag“, so Hans-Joachim Legermann von der Senatsverwaltung für Finanzen. Das Land beabsichtige jedoch, die alliierten Flächen ganz zu erwerben. Berlin hoffe, in den Verhandlungen mit der Oberfinanzdirektion die Kosten durch Ausgleichsmaßnahmen „umschiffen“ zu können. Das Geld könnte dann in die 200 Millionen Mark aufwendige Sanierung des Olympiastadions gesteckt werden.

Kämen der Bund und Berlin über die bislang militärisch genutzten Flächen ins reine, besäße die Hauptstadt zusätzliche Sportstätten und denkmalgeschützte Gebäude von besonderem Rang. Die gesamte Anlage hat dank der Pflege durch die britischen Soldaten kaum an Qualität und dokumentarischem Wert verloren: In der kolossalen, 1927 erbauten Hochschule für Sport mit ihrer Kuppelarena, den Institutsräumen, Trainings- und Sporthallen, ließen sich ohne aufwendige Umbauten nutzbare Sportstätten einrichten. Auch das 50-Meter- Wettkampfbecken oder der Sprungturm im Marmorbad „glänzen“, ebenso wie die 1936 aufgestellten bronzenen Fascho-Skulpturen vor den Nazibauten.

Für die Zukunft käme es darauf an, sagte ein Abgeordneter, sich neben weiteren Planungen auch ein Konzept für das Gelände zu überlegen, das die Distanz zu den faschistischen Artefakten thematisiert.

Zu den „Gedankenskizzen“ der Senatssportverwaltung gehört auch, das sanierungsbedürftige Olympiagelände sowie die Flächen des Sportforums zukünftig nicht von der öffentlichen Hand, sondern „zum Teil privatwirtschaftlich“ finanzieren zu lassen, so Günter Bock. Jährliche Betriebskosten von rund 15 Millionen Mark sollen die Haushaltskasse nicht belasten. Eine öffentliche Nutzung sieht Bock ebenfalls nur für wenige Flächen. So könnte etwa das Familienbad an das Olympiabad angeschlossen werden. Auf den anderen Kampfbahnen dürften nur Mitglieder von Vereinen und Verbänden sich die Muskeln stählen. Rolf Lautenschläger