Algeriens Regierung setzt auf Dialog mit seinen Feinden

■ Islamistenführer wurden freigelassen

Algier/Bonn (AFP/AP/dpa) – Die algerische Führung hat zwei ihrer ärgsten Feinde auf freien Fuß gesetzt. Am Dienstag abend wurden der Präsident und der Vizepräsident der verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS), Abbas Madani und Ali Belhadsch, sowie drei weitere FIS-Führer aus dem Gefängnis entlassen. Nach algerischen Presseberichten sind sie jetzt in einem staatlichen Gebäude untergebracht und dürfen sich frei bewegen. Die Auslandsvertretung der FIS begrüßte den Schritt, forderte aber erneut die Freilassung aller FIS-Kader.

In einer Erklärung der algerischen Staatsführung hieß es gestern, die Regierung wolle alles versuchen, „um die Gewalt und das Blutvergießen zu stoppen und die Sicherheit und Stabilität unter Beachtung der Gesetze wiederherzustellen“. Madani und Belhadsch sollten die Möglichkeit erhalten, sich am politischen Dialog zu beteiligen. Der Freilassung waren monatelange Geheimkontakte zwischen Regime und der FIS vorausgegangen. Madani hatte zuletzt mehrere Briefe an die algerische Führung verfaßt, in denen er sich verpflichtete, die algerische Verfassung zu akzeptieren.

Der in Deutschland lebende Leiter der FIS-Auslandsvertretung, Rabah Kebir, erklärte gestern: „Wir sind glücklich über die Befreiung einiger unserer Führer. Wir halten dies für einen positiven Schritt, der jedoch nicht ausreicht.“ Kebir sagte, erst mit der Freilassung aller inhaftierten FIS-Mitglieder würden die Voraussetzungen für Verhandlungen geschaffen.

Frankreichs Außenminister Alain Juppé sprach von einem „wichtigen Schritt“, der die Ernsthaftigkeit des begonnenen Dialogs zwischen Regierung und Opposition zeige. Zugleich rief er aber dazu auf, wegen der Zersplitterung der beiden Seiten „vorsichtig“ zu bleiben.

Der algerische Rundfunk berichtete unterdessen, in dem nordafrikanischen Staat seien zwischen Sonntag und Dienstag 13 Mitglieder bewaffneter islamischer Gruppen von Militärs getötet worden. Sieben Islamisten seien am Dienstag in der Küstenstadt Jijel erschossen worden. Dabei hätten die Militärs Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Seiten 8 und 10