FU gegen Hochschulkommission

■ Uni-Präsident Gerlach: Wenn der Senat um jeden Preis sparen will, soll er dafür auch die Verantwortung übernehmen

Die FU mag sich für die Einrichtung einer Berliner Hochschulkommission nicht erwärmen. Der Ferienausschuß des Akademischen Senats war sich in seiner gestrigen Sitzung einig, daß „die Politik damit die Verantwortlichkeiten für hochschulpolitische Entscheidungen zu verdunkeln“ trachte, wie der Soziologe Peter Hübner sagte. Nach den Vorstellungen von CDU und SPD soll die aus Vertretern des Senats, des Abgeordnetenhauses und der Universitäten zu bildende Kommission über die Einstellung von Studiengängen entscheiden können. Dagegen will die FU in dem von den Unis selbst gebildeten Koordinationsrat mitarbeiten, der Vorschläge für den Abbau von Mehrfachangeboten in der Hauptstadt machen soll.

Hintergrund des Streits um die Hochschulkommission sind die Sparauflagen des Senats. 100 Millionen Mark sollen eingespart werden, indem Studiengänge nur noch an einer Berliner Hochschule angeboten werden. Davon entfallen auf die FU nach Angaben ihres Präsidenten Johann Wilhelm Gerlach über 42 Millionen Mark – mehr, als alle niedersächsischen Hochschulen zusammen einsparen müßten. Damit gebe es keine Grundlage mehr für eine seriöse Planung. Der Hochschulstrukturplan sei längst obsolet, die dort für das Jahr 2003 angepeilte Zahl von 30.000 Studienplätzen für die tatsächlich 60.000 Studierenden mit den neuen Sparauflagen bereits 1996 erreicht. Ein Abbau in so kurzer Zeit sei „nur sachwidrig“ und „nicht mehr steuerbar“, weil freiwerdende Stellen generell nicht besetzt werden könnten. Wenn die Politik an ihrem Sparziel festhalte, so das Fazit der akademischen Senatoren, „müßte sie einen neuen Hochschulstrukturplan mit 75.000 bis 80.000 Studienplätzen machen“. Die Haushaltspolitiker haben sich nach Ansicht Gerlachs „an der pauschalen Minderausgabe festgebissen und tun so, als ob sich daran die Reformfähigkeit erweist. Die Politik will ja nur Geld sehen.“

Zugleich stellte Gerlach das Ausmaß des Aufbaus im Ostteil der Stadt in Frage: „Aber wir gelten ja als West-Egoisten, wenn wir das zum Thema machen.“ Wenn die Politik zwei konkurrierende Universitäten in Berlin haben wolle, könne sie nicht gleichzeitig Doppelangebote abbauen, meinte Hübner: „Dann hätte man gleich sagen müssen, wir bauen die HU auf, um die FU abzubauen.“ Ralph Bollmann