"Es ist Gerechtigkeit geübt worden"

■ Fünf Jahre nach der Ölkatastrophe in Alaska wurde Exxon zur Zahlung von fünf Milliarden Dollar Schadensersatz verurteilt / Kläger hatten 15 Milliarden gefordert / Exxon will das Urteil anfechten

Anchorage/Berlin (dpa/taz) – Der Ölmulti Exxon soll den Geschädigten der Ölkatastrophe in Alaska fünf Milliarden Dollar (7,8 Milliarden Mark) Entschädigung zahlen. Exxon-Chef Lee Raymond sagte nach der Entscheidung des Gerichts in Anchorage, der Konzern werde „alle verfügbaren rechtlichen Mittel ausschöpfen, um dieses ungerechte Urteil zu kippen“. Im März 1989 war der Supertanker „Exxon Valdez“ in den Küstengewässern von Alaska auf Grund gelaufen und leckgeschlagen. Dabei hatte er mehr als 40 Millionen Liter Rohöl verloren.

Die Kläger – über 12.000 Fischer, Grundbesitzer, Geschäftsleute und Ureinwohner Alaskas – hatten zunächst 15 Milliarden Dollar verlangt. Das Öl habe Fischgründe und Jagdreviere stark beeinträchtigt und den Wert der Grundstücke in dem Gebiet vermindert. Wissenschaftlern zufolge habe sich auch fünf Jahre nach dem Unglück die Tierwelt noch nicht erholt. Öl werde noch über Jahre in kleinen Mengen wieder ausgeschwemmt. Dennoch zeigten sich Vertreter der Kläger mit der Gerichtsentscheidung zufrieden. Ihr Hauptanwalt Brian O'Neill sagte: „Es ist Gerechtigkeit geübt worden.“ Wenn die Geldsumme zwischen den Fischern und anderen gebürtigen Alaskanern aufgeteilt werde, sei genug da, „um ihnen einen Start für ein neues Leben zu geben“, im Schnitt 100.000 Dollar für jeden.

In der ersten Phase der Gerichtsverhandlung im Juni 1994 hatten die Geschworenen Exxon und den Kapitän der „Exxon Valdez“, Joseph Hazelwood, für schuldig befunden, leichtsinnig gehandelt zu haben. Auf dieses Urteil aufbauend bekamen in der zweiten Phase im August Berufsfischer eine Entschädigungssumme von 287 Millionen Dollar (442 Millionen Mark) zugesprochen. In der jetzt abgeschlossenen dritten Verfahrensphase ging es um sogenannte Strafentschädigungen, eine Besonderheit des amerikanischen Rechts. Danach können Geschworene Entschädigungsbeträge festlegen, die weit über der eigentlichen Schadenssumme liegen.

Auch wenn der größte Ölkonzern der Welt durch solche Summen noch lange nicht in die Pleite getrieben wird, so wäre doch damit fast der gesamte Gewinn des vergangenen Jahres (5,3 Milliarden Dollar) auf einen Schlag weg. Exxon verwies darauf, daß die Firma bereits mehr als 300 Millionen Dollar an über 11.000 direkt Betroffenen gezahlt und für Säuberungsarbeiten zur Beseitigung der Ölpest in vier Jahren mehr als 2,5 Milliarden Dollar ausgegeben habe. Außerdem habe man der amerikanischen Bundesregierung und der Landesregierung Alaskas rund eine Milliarde Dollar gezahlt. lieb