■ Mit Latino-Blumen auf du und du
: Stinkende Rosen

Quito/Berlin (ips/taz) – Die Ware ist verderblich, und seit neuestem auch ins Blickfeld internationaler Kritik geraten. Im April dieses Jahres reiste eine Delegation der kolumbianischen Blumenproduzenten nach Brüssel, um eine aufgebrachte Koalition von Menschenrechts- und Entwicklungsinitiativen zu beschwichtigen. Unter anderem kirchliche Organisationen wie Terre des hommes und Brot für die Welt weisen auf menschenunwürdige Zustände in den Blumenplantagen Lateinamerikas hin.

Blumen sind ein wichtiger Exportartikel mancher Länder des Subkontinents geworden, nicht zuletzt deswegen, weil die EU für die Einfuhr lateinamerikanischer Blüten keinen Zoll mehr verlangt, um damit einen Anreiz zu geben, aus dem Anbau von Drogen auszusteigen. Der Blumenboom jedoch wird mit hohem Einsatz von Pestiziden und miserablen Arbeitslöhnen bezahlt. Ein „Gütesiegel“ für Blumenfarmen, die ökologische und soziale Mindestbedingungen einhalten, soll die Mißstände marktwirtschaftlich eindämmen.

Kolumbiens Verband der Blumenproduzenten ist bereit, sich solchen Kontrollen zu unterziehen. 40.000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Weit mehr macht ihm nun die Ankündigung der US-Regierung zu schaffen, Blumenimporte mit Anti-Dumping-Strafzöllen zu belegen. Für kolumbianische Rosen gilt seit dem Wochenende vorläufig eine Steuer von 33,87 Prozent. Nach drei Monaten soll eine endgültige Entscheidung über die Höhe des Einfuhrzolls gefällt werden.

85 Prozent der kolumbianischen Blumen werden für den US-amerikanischen Markt produziert. Strafzölle sollen aber auch gegen Ecuador verhängt werden, das jährlich Blumen im Gegenwert von 29 Millionen Dollar exportiert. Regierungsmitglieder beider Staaten haben sich letzte Woche getroffen, um eine gemeinsame Verhandlungsstrategie abzusprechen. Ziemlich unverblümt schimpft Ecuadors Vizepräsident über einen „klaren Fall von Protektionismus“. Das Argument, sein Land betreibe eine Dumping- Politik, sei schlichtweg „falsch“, meint Ecuadors Handelsminister Vicente Maldonado. Vielmehr wollten die Amerikaner ihre eigenen Züchter stützen, die mit ihren hohen Produktionskosten nicht mehr konkurrieren könnten. nh