Wandernde Erreger

■ Cholera auch auf der Krim

Warschau (taz) – In der Ukraine steigt die Zahl der Cholerafälle. Auf der Krim wurden vor einer Woche 14 Patienten mit Choleradiagnose in Krankenhäuser eingewiesen, davon 13 in der Hauptstadt Simferopol und dem dazugehörigen Kreis. Inzwischen ist die Zahl der Erkrankten dort bereits auf 63 angestiegen, sechs starben. Die ukrainischen Behörden haben Sonderkontrollen an den Zufahrtswegen zur Krim eingeführt. Das Augenmerk von 4.000 zusammengezogenen Polizisten gilt besonders Saisonarbeitern und Reisenden. Achtzehn Schulen wurden in Simferopol geschlossen.

Nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur UNIAN wurden inzwischen auch Fälle von Choleraerkrankungen in der Krim nicht benachbarten Regionen festgestellt. In Tschernowzy an der rumänischen Grenze wurde ein aus der Türkei mit einem Reisebus kommender Russe wegen Verdachts auf Cholera hospitalisiert, die restlichen 34 Passagiere des Busses samt der beiden Fahrer kamen in Quarantäne. In Zaporoschje und Nikolajew starben bereits vier Menschen an der Krankheit. Es gilt als wahrscheinlich, daß die Krankheit von der Türkei auf die Krim exportiert wurde, da die Türkei zusammen mit Albanien als ein Verbreitungsgebiet der Krankheit gilt und zwischen der Halbinsel und der Türkei ein reger Handelsverkehr besteht. Die türkische Regierung hat aber bestritten, daß es in ihrem Land zu Choleraerkrankungen gekommen sei.

Ernst ist die Lage auf der Krim auch wegen einer Diphteriewelle, die seit Anfang des Jahres bereits zu 107 Erkrankungen geführt hat. Klaus Bachmann