■ Mit Maos Erben auf du und du
: Der Osten bleibt rot

Zarrentin (AP) – Daß der Kapitalismus gut und nicht nur schlecht ist, haben Maos Erben der Arbeiterklasse schon lange beigebracht. Doch die Fabriken müssen nicht nur im eigenen Lande stehen, das Kapital, das sich in China so prächtig vermehrt, darf auch auswandern. Der Anfang ist bescheiden, aber zukunfsträchtig. In Zarrentin am Schalsee, am Westrand der ehemaligen sozialistischen DDR, will die „China First Pencil Company LTD“ Bleistifte herstellen lassen. 100 Millionen Stück sollen es jährlich werden. „Damit errichtet ein Unternehmen aus der kommunistischen Volksrepublik erstmals eine Fabrik in Europa“, freut sich Bernd Riegerl von der Hamburger Wirtschaftsförderungsgesellschaft, der das Geschäft eingefädelt hat.

Das chinesische Unternehmen exportiert seine Waren bisher in 72 Länder und hat sich mit Dumpingpreisen einen Anteil am weltweiten Bleistiftmarkt von 50 Prozent gesichert. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau einer 4.000 Quadratmeter großen Fabrik in Zarrentin begonnen werden. Die Minen und die Holzstifte werden getrennt angeliefert, hier zusammengesetzt und gefärbt, und dann in ganz Europa verkauft.

Eine Avantgarde, bestehend aus Koch, Buchhalter und weiteren acht Fachleuten, wird in den nächsten Wochen erwartet. Wie es heißt, sollen 50 bis 60 „Anlernkräfte“ aus Zarrentin und Umgebung lernen, was volkskommunistische Lohnarbeit ist. Die realsozialistische haben sie gerade überwunden. Dem Hamburger Riegerl ist die Grundlinie der neuen Politik geläufig: „Mit weniger Arbeitskräften und höherer Automatisation können in Deutschland Qualitätsprodukte hergestellt werden, die auch höhere Preise erzielen.“

Noch ist allerdings die preisrelevante Frage ungeklärt, ob die chinesischen Bleistifte als „made in China“ oder „made in Germany“ verkauft werden.