Sprengsatz vor Bremer FDP-Zentrale deponiert

■ Polizei führte kontrollierte Zündung herbei

Bremen (taz) – Vor der Bremer Geschäftsstelle der FDP ist gestern eine Bombe hochgegangen. Der von bislang unbekannten TäterInnen gebastelte Sprengsatz war im Kellereingang des Büros in einer Mülltüte abgelegt worden. Eine FDP-Mitarbeiterin fand sie dort gestern morgen und benachrichtigte die Polizei. Die Bombe war aus einem Feuerlöscher, einem Transistorradio und einem Wecker zusammengebaut, über Sprengkraft und Professionalität der Bombe konnte die Polizei noch keine Angaben machen. Die Polizei entschärfte die Bombe vor Ort durch Sprengung. In der Nähe des Büros im Bremer Villenviertel Schwachhausen entdeckte die Polizei einen siebenseitigen Bekennerbrief. Die SchreiberInnen zitieren die RAF und schicken „dem Kollektiv der 12 Gefangenen aus der RAF Liebe und Kraft“. Außerdem rufen sie zu „Solidarität mit den antifaschistischen GenossInnen Fatma, Abidin, Mehmet und Seyho“ auf. Die vier Gegrüßten stehen zur Zeit im „Kaindl- Prozeß“ in Berlin vor Gericht. Sie sollen 1992 den Schriftführer der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ erstochen haben. Außerdem holen die SchreiberInnen zu einem Rundumschlag gegen die FDP- Politik aus. Auf sieben Seiten werden bundesdeutsche PolitikerInnen der FDP wie Wirtschaftsminister Rexrodt, Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger oder lokale Politgrößen wie der Bremer Innensenator Friedrich van Nispen namentlich erwähnt. Rexrodt sei für die „Ausgestaltung des kapitalistischen Wirtschaftssystems“ verantwortlich, Leutheusser- Schnarrenberger für „die Staatsgeiseln aus der Roten Armee Fraktion“. Die Aktion sei bewußt in Bremen durchgeführt worden, da zum 3. Oktober „die offizielle nationalistische Einheitsfeier“ hier stattfinde. In den vergangenen Wochen wurden verschiedene Parteibüros in Deutschland angegriffen. So schleuderten Unbekannte in der Nacht zum Sonntag einen Brandsatz auf die CDU-Geschäftsstelle in Siegburg. Ulrike Fokken