Berber in den Stadtrat

■ Obdachlosen-Ini nimmt in Köln erstmals an Kommunalwahl teil

Köln (taz) – Hartnäckig mußten sie ihr Recht durchsetzen. Doch nun darf an der Kölner Kommunalwahl auch die Initiative „Obdachlose für Wahlen“ (OFW) teilnehmen. Als Vertreterin der Gruppe kandidiert Angelika Bahls, Mitarbeiterin einer Obdachlosen-Beratungsstelle. Ihr Ziel: Im Umgang mit der Armut müsse die Gesellschaft endlich umdenken – das „Recht auf menschenwürdigen Wohnraum gehört ins Grundgesetz“.

Acht OFW-Kandidaten waren ursprünglich angetreten. Alle wurden vom Wahlamt abgelehnt, denn sie hatten, so die Begründung, entweder die Bewerbungsunterlagen nicht ordnungsgemäß eingereicht oder nicht genug Unterschriften für ihre Kandidatur gesammelt. Auch Angelika Bahls habe die erforderlichen Unterschriften nicht vorweisen können, meinte Klaus Zedler, Leiter des Kölner Wahlamtes. Denn die 36jährige hatte die Zustimmung bei Bewohnern einer Notunterkunft gesammelt. Die jedoch könnten nicht alle anerkannt werden. Schließlich seien einige der Unterzeichner in anderen Stadtbezirken gemeldet. Bahls legte Beschwerde beim Landeswahlausschuß ein. Der Leiter der Notunterkunft bestätigte, daß alle Obdachlosen in seiner Einrichtung leben. Mit Erfolg: Als einzige von insgesamt 22 Beschwerden wurde ihr Protest anerkannt.

Mindestens 20.000 Frauen und Männer seien in Köln als wohlnungslos registriert, 1.800 lebten auf der Straße, schätzt die OFW- Kandidatin. Obwohl die sich zum Teil seit Jahren in Köln aufhalten, hätten sie keinerlei Rechte, erhielten nicht einmal eine Wahlbenachrichtigung: „Um das zu verändern, werden wir eine Verfassungsklage einreichen“, kündigte sie an. Detlef Schmalenberg