Albaner von serbischem Gericht verurteilt

■ Parteichef soll für fünf Jahre in Haft

Wien (taz) – Ukshin Hoti, Führer der oppositionellen albanischen „Partei der Nationalen Einheit“, soll für fünf Jahre in Haft. Ein serbisches Gericht fand den 51jährigen Politologieprofessor, der in den 70er Jahren an der amerikanischen Harvard-Universität studiert hatte, am Mittwoch des Separatismus überführt: Er habe sich für den Anschluß der mehrheitlich albanisch bewohnten Provinz Kosovo an Albanien ausgesprochen und eine Untergrundtruppe aufgebaut. Hoti bestritt die Anschuldigungen und räumte lediglich ein, er habe sich Gedanken über eine mögliche Konföderation mit dem Mutterland gemacht, sollte der Terror der serbischen Behörden gegenüber den zwei Millionen Kosovo-Albanern nicht ein Ende finden. Hoti ist den Belgrader Behörden ein Dorn im Auge. Als ehemaliger Außenminister der bis 1981 legalen Provinzregierung von Kosovo kennt er die Machtstrukturen des heutigen Regimes wie kaum ein anderer. Dies mag Hoti dazu verleitet haben, radikaler als andere Kosovo-Albaner vor den Gefahren eines serbischen Hegemonialstrebens zu warnen, er sah den Krieg in Bosnien auf die heute gleichgeschaltete südserbische Provinz überschwappen und rief seine albanischen Landsleute zu „Selbstschutzmaßnahmen“ auf. Für Belgrad war dies ein indirekter Aufruf zum bewaffneten Kampf – eine Anschuldigung, wegen der in diesem Jahr 63 Albaner verurteilt wurden. Außerdem verloren in den letzten Monaten Hunderte Arbeiter und Beamte aus politischen Gründen ihren Arbeitsplatz, blieben die albanischsprachigen Schulen geschlossen. Serbische Extremisten fordern die Zwangsassimilierung und Vertreibung der zwei Millionen Kosovo-Albaner. Karl Gersuny