Hier lacht die Oma

■ Der WDR suchte und fand das Lachen im Archivkeller

Haben wir es nicht immer geahnt, daß die Sado-Maso-Kiste mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein nicht auf ewig gutgehen würde? Haben wir. Und recht hatten wir. Denn im Frühjahr kommenden Jahres soll nun endgültig Schluß sein mit der westdeutschen Erfolgsrundfunkshow „Schmidteinander“.

Doch weil ein Sender wie der WDR seine amüsanten Angestellten nicht verkommen läßt, sollen beide – getrennt [Sado-Maso?] – irgendwann eine eigene Sendung bekommen. Und noch ein weiteres Kaninchen konnte WDR-Unterhaltungschef Axel Beyer bei der Präsentation der neuen Ablach- Offensiven des Senders aus dem Hut zaubern. Hape Kerkeling kehrt nach seinem „Cheese“-Flop bei RTL reumütig zu den Öffentlich-Rechtlichen zurück und wird 1995 wieder irgendwas im Ersten blödeln. Soweit, so hocherfreulich.

Doch schließlich betreibt der WDR auch ein drittes Fernsehprogramm, wo man ebenfalls dem gesetzlich verankerten Auftrag zur ZuschauerInnenrundumversorgung genügen möchte. Doch was die Kölner hier in diesem Herbst an neuen Amüsierinitiativen auf Kiel gelegt haben, mutet eher an wie „Opas Fernsehen lebt“.

Da versucht Jungcharmeur Kai Böcking mit „Dollar“, ein amerikanisches Showkonzept aus der Steinzeit des Fernsehens zu reanimieren, das auch hierzulande bereits dreißig Jahre lang als „Alles oder nichts“ über den Schirm flimmerte. Und auch Björn Hergen Schimpf hat ausgiebig in den Archiven gewühlt und präsentiert ab November eine Veranstaltung, die das Bekenntnis zur Leichenfledderei immerhin offensiv im Titel trägt: „Wer will noch mal?“

Leute von heute spielen mit den Kandidaten legendärer Shows (die per Videowand dabei sind) von anno tobak um die Wette. Dann ist da natürlich noch jenes unvermeidliche Dreigestirn des rheinischen Frohsinns, das der in Kölle ansässige WDR, scheint's, mit einem Vertrag auf Lebenszeit beglückt hat. Mariele Millowitsch stellt künftig „Saustark – Lieder zum Lachen“ vor, Lotti Krekel präsentiert „Die närrische Hitparade“, einen karnevalistischen Talenteschuppen, und auch Chris „Pumpernickel“ Howland (Erbarmen!) darf's noch mal versuchen. Er wird sich tatsächlich durch eine „Astroshow“ radebrechen.

Was das soll, weiß eigentlich keiner so recht. Das Dritte als Testkanal für neue Ideen und Gesichter, gut und schön. Wenn da jedoch alte Haudegen noch ältere Ideen anpreisen, macht das Ganze nun wirklich keinen Sinn mehr. Da sollte man es doch vielleicht lieber ganz sein lassen, das mit den Unterhaltungsshows im Dritten. Reinhard Lüke