Süßer Geschmack, starker High, gute Erträge

■ Hemd, Hose, Hanf im Hamburger CCH: Leistung muß sich wieder lohnen!

Ein menschliches Mahnmal der Mißbilligung – erstarrt, die Augen blicklos und voller Nicht-Verstehen auf die Menschen in der hellblauen Polstergruppe inmitten des schummrigen Foyers vor Saal 4 im Congreß Centrum gerichtet. Nicht unbedingt die Sorte Gäste, mit denen die Hamburger CCH-Garderobiere für gewöhnlich zu tun hat. Selten wohl, daß sich Kongreßbesucher derart in den Sesseln fläzen, solch schamlos große und überreiche Joints bauen und anschließend, wie sich das gehört, mit den anderen Gästen teilen. Aber, was wären Hamburger Hanftage ohne das?

Nicht gerade überlaufen war die zweitägige Veranstaltung des Wendepunkt-Symposium am vergangenen Wochenende; nur etwa fünfzig Interessierte, meist jüngere Teilnehmer im Schmuddel-Look, fanden sich am Sonntagmittag zum Vortrag des Hamburger Drogenfahnders Uwe Höland über polizeiliche Rauschgiftbekämpfung ein. Einer von neun Referenten, die sich auf höchst unterschiedliche Art dem Thema näherten. Ob Hanf als Heilmittel oder die Zukunft der deutschen Hanfindustrie, Recht auf Rausch oder doch lieber Bewußtseinsveränderung ohne Drogen – den Gästen sollte keine Pro oder Contra-Tagung geboten werden – eher eine Leistungschau über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der immer noch verfemten Pflanze.

Die wurde bereits durch die Verkaufsstände im Foyer präsentiert. „Also, der Anbau von Hanf ist in Deutschland verboten“, brav wiederholte der Vertreter des Hamburger Grow Shops sein Sprüchlein. „Aber wenn, dann...“ – es folgten ausführliche Tips über An- und Aufzucht des Skunks, den der Besucher gleich vor Ort erstehen konnte: zwanzig verschiedene „Indoor- und Outdoor-Samensorten“, vom Hawain Skunk (“gute Erträge“), Early Girl Skunk (“süßer Geschmack“) bis zum Poison Skunk (“starker High“) – fünf Samen zwischen zehn und 30 Mark.

Weniger berauschend, aber vielseitiger verwendbar: Textilien und Schuhe aus Hanf. Hosen, Hemden, Jacken und Kleider im Leinenlook, in Ungarn oder Rumänien aus Faserhanf gesponnen und in Deutschland verarbeitet. In Hamburg erst ab Dezember in Easy Rider-Läden zu beziehen, oder über das Bremer HanfHaus – leider eine kostspielige Angelegenheit, die Preise liegen etwa zwei- bis dreimal so hoch wie die gewöhnlicher Baumwollkleidung. Auch im Versand-Katalog des HanfHauses: Kosmetik aus Hanfsamenöl, zumeist in Östereich hergestellt. Ob Seife, Duschbad oder Shampoo – „wenn man sich erst an den Geruch gewöhnt hat“, so die Beteuerung des geschäftstüchtigen Verkäufers, „benutzt man kein anderes mehr.“

Den Eindruck, daß sie sich an den Geruch der süßlichen Rauchschwaden gewöhnen könnte, machte eine aber bis zum Ende nicht: Frau Garderobiere, die ihre Kleiderständer-Festung auch nicht verlassen mochte, um sich über das Cannabis-Kosmetik-Set zu informieren. sako