Das große Schweißen der Bugklappen

■ Nur Deutsche und Briten wollen nicht

Turku/Saarbrücken (AFP) – Nach dem Untergang der „Estonia“ wollen mehrere Fährgesellschaften die äußeren Bugklappen ihrer Autofähren versiegeln. Sowohl die finnischen Unternehmen Silja Lines und Viking Lines als auch die schwedische Gotlandslinjen kündigten gestern entsprechende Maßnahmen an.

In einer Erklärung der schwedisch-finnisch-estnischen Untersuchungskommission hieß es unterdessen: „Die Ansammlung von Wasser im Autodeck und der daraus folgende Stabilitätsverlust waren ohne Zweifel die Ursache für den Untergang.“ Die Kommission sei überzeugt, daß das Wasser durch die Bugklappe in die Fähre eindrang.

Nach Angaben des Leiters der Schiffssicherheitsabteilung der See-Berufsgenossenschaft, Reiner Alpers, führte offenbar ein technischer Mangel dazu, daß die Bugklappe der „Estonia“ nicht richtig geschlossen war. Entweder sei die Bugklappe beschädigt gewesen und nicht repariert worden, oder sie sei falsch bedient worden. „Wenn diese Bugklappen ordentlich gewartet werden und vor Auslaufen des Schiffs ordentlich verriegelt werden, sind sie ausreichend sicher“, unterstrich Alpers. Ein Zuschweißen der Bugklappen auf deutschen Fähren halte die See-Berufsgenossenschaft auch nach der Katastrophe in der Ostsee nicht für nötig. „Man sollte nicht übereilig irgendwelche Maßnahmen ergreifen, die sich im nachhinein als überzogen darstellen“, sagte Alpers.

Auch die britischen Fährgesellschaften wollen nach eigenen Angaben die Bugklappen ihrer Schiffe nicht verschweißen. Das Schließsystem der britischen Fähren sei anders als das der skandinavischen, sagte ein Sprecher der „P and O“-Gesellschaft.

Die Europäische Union will nach Angaben der britischen Zeitung Lloyd's List die Sicherheitsvorschriften für Fähren verstärken.