Auf die „Leberflecken“ aufpassen

■ Hautkrebs-Screening in Hamburg: 21- bis 30jährige besonders gefährdet Von Sannah Koch

Das Hirn mag vergessen, die Haut tut es nicht: Kein Sonnenstrahl und vor allem kein Sonnenbrand, den die Zellhülle ihrem menschlichen Träger nicht ihr Leben lang übelnähme. Wie sensibel sie reagiert, zeigt ein in Hamburg an 8771 Menschen durchgeführtes Hautkrebs-Screening: Danach mußte 123 Personen ein „Krebsverdacht“ mitgeteilt werden.

Besonders gefährdet zeigten sich bei der Studie die 21- bis 30jährigen. „In deren Kindheit begann es Mode zu werden, sich besonders stark und häufig der Sonne auszusetzen“, so die Erklärung von UKE-Professor Eckhard Breitbart, der die Untersuchung von 1992 bis Anfang 1994 für die Hamburger Betriebskrankenkassen (BKK) duchgeführt hat. In dieser Altersgruppe fanden sich beim Screening, einer ausführlichen Hautuntersuchung, die meisten Menschen mit ungewöhnlich vielen oder veränderten Pigmentmalen – laut Breitbart der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung eines malignen Melanoms. „Wer mehr als 40-50 solch gutartiger Flecken am Körper hat, hat ein 15fach erhöhtes Risiko,“ so die Warnung vor dem „Leberfleck“.

Diese Pigmentmale hätten ihren Ursprung zumeist in Sonnenbränden der Kindheit. Allerdings spiele beim schwarzen Hautkrebs neben mehreren noch unerforschten Faktoren auch die genetische Vorbelastung (Erkrankungen unter Verwandten ersten Grades) eine Rolle. Anders beim Basalinom und spinozellulären Karzinom: Hier wisse man, daß diese durch längjährige, andauernde UV-Bestrahlung verursacht werden. Erkrankungen treten demzufolge auch eher in höherem Lebensalter auf.

Frühzeitig erkannt ist selbst der gefährlichste, der schwarze Hautkrebs, zu fast hundert Prozent heilbar. Frühzeitig erkannt – daran hapert es allerdings immer noch. Denn obwohl Hautkrebs in den vergangenen Jahren auf erschreckende Weise zugenommen hat, spielt dessen Erkundung bei der Krebsfrüherkennung noch immer eine untergeordnete Rolle. Von 100.000 Einwohner erkranken derzeit pro Jahr statistisch 112 Menschen neu an den drei Haupt-Hautkrebsarten – „in 10 bis 20 Jahren wird sich diese Zahl vermutlich verdoppelt haben“, so Breitbart.

Deswegen sollen die Ergebnisse des Hamburger Screenings dazu genutzt werden, eine Änderung für eine umfassendere und gesetzlich vorgeschriebene Früherkennung des Hautkrebs vorzubereiten. Allerdings müssen nicht nur die Allgemeinmediziner lernen, die Anzeichen für Hautkrebs frühzeitiger zu erkennen. Vor allem die PatientInnen sollten ihre Gesundheit ernster nehmen: Nur etwa 44 Prozent der Frauen und rund 14 Prozent der Männer nutzen derzeit die Krebsvorsorge.

Jeder kann aber auch selber auf Veränderungen der Haut achten. Verdächtig sind dabei Muttermale, die schwarz oder ungleichmäßig gefärbt und unregelmäßig begrenzt sind; die neu auftreten oder sich verändern; die dicker werden oder deren Oberfläche sich verändert und solche die jucken, nässen oder bluten.

Für alle, aber besonders für Kinder gilt: Vorsicht vor der Sonne! Auch künstliche Bräunung ist gefährlich – laut Breitbart sind alle zwei Wochen nur 15 Minuten Solarium für die Haut tolerabel.