Mysteriöser Massentod

■ Fünfzig Angehörige einer Sekte in der Schweiz und in Kanada tot aufgefunden

Genf (taz) – Mindestens 50 mutmaßliche Mitglieder einer internationalen religiösen Sekte sind in den letzten zwei Tagen auf mysteriöse Weise umgekommen. In der Schweiz, wo die Sekte unter dem Namen „Das Kreuz und die Rose“ firmiert, fand die Polizei bis gestern nachmittag 48 Tote. In Kanada – hier heißt die Sekte „Orden des Sonnentempels“ – wurden am Dienstag abend zwei Leichen entdeckt, darunter möglicherweise der Sektengründer. In vier in der Nacht zum Mittwoch offensichtlich vorsätzlich in Brand gesteckten Chalets im Kanton Wallis fand die Polizei 25 Leichen, darunter mehrere Kinder. Sie waren offenbar betäubt worden und starben im Schlaf. In einem ebenfalls abgebrannten Gehöft im Kanton Fribourg wurden 23 Tote gefunden, die aus Genf, Frankreich und Kanada stammen. Einige von ihnen wurden erschossen, andere hatten Plastiksäcke über den Köpfen und waren gefesselt. Die Chalets gehörten dem schweizerisch-kanadischen Luc Jouret, Begründer und Führer des „Ordens des Sonnentempels“, der sich angeblich auf den Weltuntergang vorbereitet. Jouret war 1992 in die Schlagzeilen geraten, weil seine Sekte Mitglieder in großen kanadischen Finanzgesellschaften und Firmen gewonnen hatte. Einem Haftbefehl der kanadischen Justiz wegen illegalen Waffenbesitzes entzog sich Jouret durch Flucht in die Schweiz. Andreas Zumach