Sawitschew und Sturmproblem

■ Pauli ohne Stanislawski am Sonntag bei Saarbrücken / Einsatz des Wehrdienstleistenden Jens Scharping noch fraglich

Zumindest einer wird sich auf das Auswärtsspiel des FC St. Pauli am Sonntag um 15 Uhr im Saarbrücker Ludwigspark freuen: Juri Sawitschew. Der russische Stürmer, der zu Beginn der Saison nach zweijährigem Zwischenspiel vom 1. FC Saarbrücken zum Millerntor wechselte, will gegen seinen ehemaligen Verein möglichst groß aufziehen. Sein Eifer, wenn es denn einer sein wird, hat eine recht simple Ursache: An der Saar in Ungnade gefallen, weil der Vereinsführung die Extratouren nicht paßten, wurde Sawitschew kurzerhand nach Hamburg abgeschoben. Eine Niederlage, die schmerzt und nun kompensiert werden soll.

Auch der FC St. Pauli, der sich von dem 29jährigen eine Verstärkung für den Angriff erhoffte, wird sich in der laufenden Saison schon manches Mal über den Einkauf geärgert haben. Denn der Russe hat seinen Leistungszenit offensichtlich überschritten und konnte den an ihn gestellten Erwartungen bisher nicht gerecht werden. Ein Tor in sechs Zweitligaspielen – eine magere Ausbeute für einen ehemaligen Nationalspieler, der immerhin dreizehn Länderspiele für sein Heimatland bestritten hat. Zudem wurde Sawitschew in drei Spielen ausgewechselt.

Wirft man einen Blick auf seinen Werdegang, verwundern die wenig überzeugenden Auftritte nicht. Nach Stationen bei Torpedo Moskau und Olympiakos Piräus wechselte er 1992 zum 1. FC Saarbrücken, mit dem er ein Jahr später in die zweite Liga abstieg. Seitdem gingen die Leistungen Sawitschews kontinuierlich in den Keller. Eine Tendenz, die sich bislang am Millerntor fortsetzte und vermutlich nicht so bald enden wird, denn einer der trainingsfleißigsten ist Sawitschew nicht. Eben keiner, der, wenn es mal nicht so läuft, die Stiefel umso stärker schnürt.

Auch sonst klappt beim FC nicht alles wie geplant: Der in letzter Zeit überzeugend spielende Holger Stanislawski fällt wegen eines doppelten Bänderrisses für sechs Wochen aus, und der Stürmer-Star der letzten Serie, Jens Scharping, kann seit einer Woche nicht am Training teilnehmen, da er bisher von der Bundeswehr keine Freistellung bekam. Pikant: Schon seit vier Wochen bemüht sich Manager Jürgen Wähling um eine Lösung – anscheinend ohne Erfolg. Kein Ruhmesblatt für die Vereinsführung, der bestimmt nicht erst seit neulich der Einberufungstermin Scharpings bekannt sein dürfte.

Nicht unbedingt motivationsfördernd für die sonntägliche Bewegungseinheit ist zudem die Tatsache, daß die Pauli-Kicker gut zwei Wochen später erneut ins Stadion am Ludwigspark reisen müssen. Denn der Gegner in der dritten Hauptrunde des DFB-Pokals heißt wieder 1. FC Saarbrücken.

Daniela Pfeiffer