Neue Besen kürzen gut...

■ Kappt die Justizbehörde der „Opferhilfe“ die Qualität?

Vergewaltigt werden nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Dabei geht es nicht um Sex unter Schwulen – um zu erniedrigen und ihre Macht zu demonstrieren, mißbrauchen heterosexuelle Männer auch andere heterosexuelle Geschlechtsgenossen. Die einzige Beratungsstelle, die Opfer solcher Gewalt berät, ist die „Opferhilfe Hamburg e.V.“. Doch der 1986 gegründete Verein berät auch Frauen, die in ihrer Ehe vom gewalttätigen Mann bedroht werden und Opfer anderer Gewaltdelikte.

Nun fürchtet die Altonaer Beratungsstelle um ihr Angebot, das in Hamburg teilweise einzigartig ist und mit sieben therapeutisch ausgebildeten PsychologInnen durchgeführt wird. Der Grund: Zwei Stellen können nicht mehr finanziert werden.

Für eine Beratungsstelle bedeutet dies eine Minderung der Ar-beitsqualität. Die lag Ende 1992 sogar der damaligen Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit und dem Fraktionsvorsitzenden der SPD, Günter Elste, am Herzen. Beide setzten sich dafür ein, daß das von der Justizbehörde mit 452.000 Mark finanzierte Projekt 1994 zusätzlich 87.000 Mark von der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) erhielt, um die zwei auslaufenden ABM-Stellen weiter finanzieren zu können.

Doch die Zusage Peschel-Gutzeits in ihrem Schreiben vom 11. Dezember 1992 – „Sie können in Zukunft in Ihren Planungen dauerhaft von zwei Stellen ausgehen“ – ist nun hinfällig: Laut Justizbehörde – mit neuem Chef – ist das aufgrund der Haushaltskürzungen „nicht möglich“. Das bedeute „herbe inhaltliche Einschnitte“, sagt Mitarbeiter Peter Giese. Die Beratung für männliche Vergewaltigungsopfer entfiele; immerhin kamen 1993 deswegen rund 50 Ratsuchende. Weiterhin müssten die Gruppen im Bereich Beziehungsgewalt aufgelöst werden. Zudem entstünden lange Wartezeiten, die gerade bei Opfern von Gewalttaten kontraproduktiv wirken, da diese sich in einer akuten Krise befinden.

Psychologe Giese hofft jetzt auf eine Nachbewilligung des fehlenden Geldes durch die Bürgerschaft.

Annette Bolz