Ein armer Teufel auf Erden

■ Schmidt: Hans-Christian Hoth mit teuflischen Mißgeschicken

Nicht nur die Erdenbewohner kämpfen mit der Rezession, auch in der Hölle herrscht Flaute. Weil immer mehr Atheisten das strafende Feuer nur noch aus der Kinderbibel kennen, fehlt es den Kesselheizern an Nachwuchs. Die Mutter des Teufels sendet ihren degenerierten Sohn Piff persönlich zur Rekrutierung der verdammten Seelen an die Oberfläche.

Den Menschen an Diabolität unterlegen und nur mit dem Holz-Ohr der Mutter bewaffnet – als portabler Draht zu der in der Hölle vor sich Hinfrierenden – scheitert Luzifer kläglich an den Koryphäen der Bosheit. Nicht einmal seine außer Frage stehende Identität verschafft ihm Respekt: ein exzentrischer Promoter will ihn für eine Show zu Gunsten der Identitätsfindung arbeitsloser Topmanager in Brand stecken (“Sie als Teufel sind doch sicher feuerfest“) und als Karthasis wird auch noch das Ohr seiner Mutter (Mindestgebot 400 Milliarden für den Aufschwung West) an den Papst versteigert.

Hans-Christian Hoth arbeitet seit '85 als Solist. Seine nuancenreiche Mimik erfüllt jede One-Man-Show mit soviel Leben wie ein ganzes Ensemble. Einzig eine Puppe, in diesem Programm seine Parkbankbekanntschaft, der Finanzbeamte Herbert Trostwein, der ihm in seiner Mission mit intimer Kenntnis der bösesten Buben zur Seite steht, unterstützt ihn in der Darstellung eines guten Dutzends Figuren. Mit wenigen Requisiten: einer Baseballmütze, einer Brille, einem Sektglas, einem Podest und einer Zigarre gelingt es ihm, die Illusion einer gut besuchten Vernissage oder die einer Verhandlung zu erzeugen.

Mußten zwar manche schon lachen, wenn sie bloß das Gesicht des Kabarettisten sahen, so hat Hoth doch weit mehr Mittel zur Verfügung, als nur seine unnachahmlichen Grimassen zu ziehen. Ob nun in Gestalt des Immobilienmaklers Bollmann, der den Teufel erst an die Wand, dann aus der Tür und in die Arme des nächsten Höllenaspiranten redet, oder die Avantgardezicke, die ihren Freund verstößt, weil er ob der gefälschten Fettecke von Beuys zusammenbricht – Hoth ist viele. Ohne in Klamauk zu verfallen oder nach Art hysterischer Schülerinszenierungen so dick aufzutragen, daß auch dem Zuschauer in der letzten Reihe die dargestellte Person fast auf dem Schoß sitzt, erkennt doch jeder die Prototypen aus deutschen Landen - auch ein Verdienst der Texte Rudolf Stibills.

Vera Schönfeld