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: Keine Knitterfalten

„No sports“, So, 23 Uhr, Sat.1

Was „No sports“ mit einem „frechen Wochenrückblick“ zu tun hat, blieb im nächtlichen Dunkel. Und so ganz ohne „sports“ kam Reinhold Beckmanns in seiner neuen Live- Talk-Show auch nicht aus, radelte doch die Vizeweltmeisterin der Fahrradboten durch den Kölner Cinedom, in dem der Sat.1-Sportchef nun jeden Freitag residieren wird. Ansonsten aber hielt Sat.1 ausnahmsweise, was man in der Werbung versprochen hatte: Der 60-Minuten- Talk kamen erstaunlich unterhaltend daher. Das lag vor allem an Beckmanns schlagfertigen Gästen: Man hatte sich – es ist immerhin Wahlkampfwoche – die drei SPD-Troika-Gattinnen Hiltrud Schröder, Jutta Scharping und Christa Müller eingeladen. Und man hätte die Inserts auch weglassen können: Daß die eher biedere Dame rechts Rudolfs Brille „gar nicht so schlimm“ findet, sah man Jutta Schapring auch so an. Daß sich die fesche Hillu Schröder angesichts des Troika-Spots über Lafontaines Knitteranzug ärgern würde, (Christa Müller: „Knitterleinen hat er gar nicht“) zeigt, wie gern die Schröders in der Reklamerepublik leben. Nur Lafontaines Gspusi Christa Müller spiegelte ihren Lebenspartner nicht 100prozentig wider: Nein, einen Ministerposten, so die fesche Christa bescheiden, traue sie sich aus dem Stand nicht zu.

Ansonsten hielt der Hahn im Korb Beckmann seine Glucken ganz gut unter Kontrolle: Ob die drei Männer sich wirklich so gut verstünden, wollte er wissen, und erntete von den Damen entlarvend schale Statements: Man habe eben das gleiche „politische Ziel“ (Scharping) und was heiße hier überhaupt „Zweckgemeinschaft“ (Schröder). Hauptsache, die drei seien „effizient und wirksam“ (Müller).

Im übrigen plauderte das Damenkränzchen über die wirklich wichtigen Themen des Lebens: Wie hält man es mit dem Liebesleben, wenn man den Gatten mehr auf dem Bildschirm als im Bett sieht? Wie lebt's sich mit der öffentlichen Kritik an der immer „falschen Kleidung, dem falschen Wein, der falschen Sehhilfe“? Das, seien wir ehrlich, sind die Fragen, die uns freitags nach elf wirklich interessieren.

Natürlich kopiert auch Beckmann die Großen aus den USA. Klar, daß auch er eine Band im Studio hat und ständig von der Sitzgruppe zum Schreibtisch und zurück schlendert. Aber anders als in Koschwitz' Letterman- Kopie hat Beckmann wenigstens (ein sendefähiges) Format. klab