: Nicht an der Wand lecken !
■ Keine direkte Krebsgefahr durch Schadstoffe aus Uni-Brand
„Kregsgefahr in der Uni“, meldete am Wochenende der „Weser Report“ auf der ersten Seite. „Das ist absoluter Unsinn“, sagt Joachim Förster, Sicherheitsingenieur an der Uni Bremen. Beim Brand seien zwar Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstanden, doch die Messungen hätten ergeben, daß der Anteil der krebserzeugenden Verbindungen so gering sei, daß sie nicht direkt gesundheitsschädlich seien.
PAK's entstehen bei allen unvollständigen Verbrennungen, wie zum Beispiel bei Hausbränden und beim KFZ-Verkehr, insbesondere bei Holz und Kohle als Brennstoff. In der Uni sind die PAK's vermutlich durch das Verbrennen von Teerpappen entstanden, meint Förster. Die Resopalplatten der umsetzbaren Wände in dem Gebäudeteil waren mit Teerpappe verarbeitet. Die PAK-Verbindung lagert sich vor allem an Rußpartikelchen ab, sagt Förster. Deshalb seien sie in der Atemluft praktisch nicht nachweisbar. Damit man mit den krebserregenden Stoffe in Berührung käme, „muß man schon mit dem Finger rübergehen und ihn dann ablecken“, ulkt Förster.
Doch in diese Versuchung wird niemand kommen: Denn der etwa 300 Quadratmeter große Brandbereich ist gänzlich abgesperrt. Hinein dürfen nur die 50 MitarbeiterInnen der Sanierungsfirma, und das auch nur im Schutzanzug. Die erste Sanierungsstufe findet in dem Bereich statt, „wo Asbest drin ist“. Dorthinein können die SaniererInnen nur durch Schleusen und geschützt durch umluftunabhängige Atemgeräte. Die zweite Stufe umfaßt den Brandbereich. Innerhalb den 300 Quadratmetern wird einfach alles weggeworfen. „Die Versicherung betrachtet das als Verschrottung“, sagt Förster. Inventar und Akten, alles auf den Müll.
Die HochschulprofessorInnen wollen natürlich ihre Papiere retten. Man könne sich vielleicht darauf einigen, daß man wichtige Dinge kopieren ließe, glaubt Förster. Die betroffenen Fachbereiche Sozialwissenschaften, Sprach- und Literaturwissenschaften, sowie die Erziehung- und Gesellschaftswissenschaften sind inzwischen ins Mehrzweckhochhaus ausgelagert worden.
Am allerschlimmsten graust es Förster vor dem Geruch: „Das stinkt ewig.“ vivA
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