Unterm Strich

Harte Zeiten für Babelsberg: Die Brüder Ridley und Tony Scott wollen gemeinsam mit einigen anderen Investoren die englischen Shepperton Studios bei London kaufen. In diesen Studios entstanden „Mary Shelley's Frankenstein“ „Judge Dredd“ und „Four Weddings and a Funeral“. Scott & Scott sind hauptsächlich an einer Mobilmachung im Bereich post-production interessiert. Klar, daß die Scotts vor allem Magneten für die europäischen Regisseure sein sollen, denen die Pyrotechnik in Babelsberg irgendwie zu oll ist.

Recht erstaunt meldet die Filmwoche, daß Sean Connery demnächst einen Killer spielen wird, und zwar in Richard Donners „Assassins“, mit Arnie und Wesley Snipes an seiner Seite. Als hätte Connery nicht zu 007-Zeiten in größerem Stil beseitigt; aber das ist eben die Sache mit „Soldaten sind Mörder“, nicht wahr.

Die Autorin Regine Kühn erhält für ihr Drehbuch Zahra L. den Drehbuchpreis 1994 und eine schöne Prämie, ein schönes Geld von 50.000 Mark. (Wundert ja wenig, daß die reanimiert wird.) Das Stück schildert eine Zeitspanne im Leben der Dame, welche sich um ihre Ufa-Zeit dreht. Der Verleiherpreis ging, tusch und gepriesen sei's, an den Verleih Salzgeber & Co und an Filmwelt-Prokino.

Als gestorben ist heute zu verzeichnen der britische Filmregisseur und Oscar-Preisträger James Hill, der 75 Jahre alt geworden ist. Erst am Dienstag war bekannt geworden, daß Hill schon am 7. Oktober einem nicht näher genannten Leiden erlegen war. Seine wichtigsten Filme: Frei geboren – die Königin der Wildnis, die Geschichte dreier motherless Löwenbabys, und der Kurzfilm Giuseppina über eine kleine Italienerin, oder An Elephant Called Slowly. Niedlich. Hill war im Krieg Fotograf der Luftwaffe gewesen.

Wie gesagt: Wer im Moment den Kopf aus dem Fenster hält, kriegt einen Nietzsche draufgehauen. So findet jetzt in Weimar ein Symposium statt, auf dem der Einfluß des Philosophen auf die Architektur diskutiert werden soll. Unter dem schlagkräftigen Titel Abbau-Neubau-Überbau wird beleuchtet, wie und wann Architektur Stein gewordener Wille zur Macht war. Beispiel: Hitlers Gauforum in Weimar. Ein Redner kritisierte den in der Tat etwas ulkigen Zustand, daß die Stadt schlicht ein paar Bäume davor-

gepflanzt und ansonsten alles beim alten gelassen hat.

Der Ticker, der nun vor uns liegt, nackt und bloß wie ein armes Baby, heißt: Menschen und Götter im alten China – Vertrag unterzeichnet. Es geht um eine Ausstellung, die 1995 in Essen stattfinden soll, auf der zu sehen sein wird, was hierzulande noch nie zu sehen war. Es handelt sich beispielsweise um Grabbeigaben der Edeldame Fu Hao aus dem 13. Jahrhundert. Diese Nebenfrau des Königs war eine erfahrene Heerführerin, hätte den Frauen der „Wilden Spule I und II“ sicher formidabel gefallen. Auch ein mythischer Bronzemann aus der Provinz Sichuan wird zu uns kommen. Komm nur, Bronzemann.

Martin Walser erhält den Dolf-Sternberger-Preis für öffentliche Rede, eine Auszeichnung, die mit 20.000 Mark dotiert ist, was auch ein schönes Geld ist. Walser habe „die Kunst politischer Beredsamkeit eindrucksvoll erneuert und den Mut besessen, in der Zeit der Teilung an das ungeteilte Deutschland zu erinnern“. Der erste Preisträger war übrichstens Willy Brandt.

Heute wird Nana Mouskouri 60 Jahre alt, und wir stehen, wenn Sie uns jetzt sehen könnte, auf dem Dach und wedeln mit weißen Rosen und Eulen frisch aus Athen. Herzlichen Glückwunsch, wollen wir damit zum Ausdruck bringen.

Gestorben ist auch der elsässische Kabarettist und Theatermann Germaine Müller, und zwar im Alter von 71 Jahren. Er hatte ein Theater, das Barabli hieß, in Anspielung auf die Regenschirme, denken Sie nur.

Unter der überaus sympathischen Fragestellung Sind Texte heilig ereignet sich die Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Es sei o.k., wenn Theateradaptionen ihre eigenen Wege gingen, aber bei Plagiaten oder entstellenden Zitaten höre der Spaß auf, sagte der Akademiepräsident.

Rums und juchee! wurde die Frankfurter Opernsaison mit dem „Rheingold“ eröffnet, inszeniert von Herbert Wernicke, der schon vor drei Jahren in Brüssel damit reüssier-

te.

Der Gumpism hier rechts heißt: „Wenn du in den Zoo gehst, nimm immer was für die Tiere mit, auch wenn es da Schilder gibt, die sagen ,Das Füttern der Tiere ist verboten‘. Es waren nicht die Tiere, die diese Schilder aufgestellt haben.“