Die ganze Kinowoche... ...alle Filme, alle Termine

Affären Argentinien/Spanien 1994, R: Betty Kaplan, D: Jennifer Conelly, Antonio Banderas

„Es geht nicht um die Geschichte, es geht um den Gesang, den Isabel Allende und Betty Kaplan anstimmen – und der ist mehr als das Libretto. Statt des revolutionären Leben-oder-Sterben geht es den Autorinnen um Lachen-oder-Weinen, was jedenfalls bei mir den Intensiveffekt hatte, daß das eine Auge lachte, das andere weinte.“ (epd) Ufa-Palast

Akira Japan 1987 R: Katsuhiro Otomo

In dem aufwendigsten japanischen Zeichentrickfilm aller Zeiten brettern Superhelden auf Motorädern durch ein apokalyptisches Neo-Tokio. Viel Aktion, Blut und mystische Weltuntergangsstimmung. In bester Gozilla-Tradition wird Tokio gleich zweimal komplett zerstört, und das Monster ist ein schmächtiger Teenager. Also einer von denen, die solche Comics wie Akira verschlingen. Cinema

Die Bartholomäusnacht Frankreich 1994, R: Patrice Chéreau, D: Isabelle Adjani, Jean-Hugues Anglade

„Die einzigen, die garantiert nicht auf ihre Kosten kommen, sind Heinrich-Mann-Leser, die auf eine Verfilmung der „Jugend des Königs Henri IV“ hoffen. Man merkt schon: Kabale werden durchaus von der Liebe strukturiert, der angedeutete Inzest zwischen Margot und ihren langhaarigen 70's-Brüdern oder der zwischen Katharina und ihrem Sohn, dem Herzog d'Anjou, erhält weit mehr Raum als die Frage, wie sich eigentlich das Ausland, als Spanien, England und die Habsburger verhalten werden, wenn man Paris „etnisch säubert“, „protestantenfrei“ macht. Auch die genialste Besetzung in diesem Film, Virna Lisi als Katharina, deren wachsernes Vogelgesicht man ständig dräuend auf den Balustraden auftauchen sieht, handelt aus libidinöser Amtsanmaßung. Geschichte als Triebschicksal.“ (taz) Gondel

Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Krol

Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „Wortmanns Film ist ein sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilreichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminszenzen an das deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New Wave - Filme der achtziger: Die Situation des Heteros unter Schwulen erinnert bisweilen an die Preussen unter Bayern oder an dei Yuppies unter Punks. Im Grunde ist „Der bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulen - Comics in ein buddy movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd Film)City und UT-Kino

The Crow – die Krähe USA 1994, R: Alex Proyas, D: Brandon Lee, Ernie Hudson

Und ewig prasselt der Regen, ewig schön pladdert er auf die pittoreske Stadtkulisse hernieder, in der sich gleichfalls schön zerfurchte Menschen herumschlagen. So aber ist der ganze, schöne Film: Bild um wunderhübsches Bild wird hier den Zuschauern um die Augen geschlagen – jedes einzelne so clever, so effektvoll stilisiert, daß sämtliche Charaktere zu Comicfiguren der dämlichsten Sorte erstarrt sind. Was hier als schicker „Trash“ für ein vermutlich trendbewußtes Teenie- und Twenpublikum verhökert werden soll, ist genau das: Trash, Müll – Altmetall statt Heavy Metal Ufa SternD

Drei Farben: Rot Frankreich/Schweiz/Polen 1994, R: Krzysztof Kieslowski, D: Irène Jacob, Jean-Louis Trintignant

„ROT variiert vor allem anderen, als dominantes Thema und emotionale Grundfarbe, das Motiv der Einsamkeit. Schon zu Beginn, als programmatische Ouvertüre, geht ein Telefonanruf ins Leere. Nur noch das Telefon, fallweise von ihrem Anrufbeantworter vertreten, verbindet Valentine (Irène Jacob) mit ihrem Freund Michel. Es ist eine Beziehung auf Sichtweite, ebenso verfehlt wie naheliegend, als wären sie eines jener Traumpaare, von denen uns das Kino erzählt.“ (epd) Atlantis und Casablanca (OL)

Eat Drink Man Woman Taiwan 1994, R: Ang Lee, D: Sihung Lung, Kuei-Mei Yang

„Recht ereignislos und ein wenig klischeehaft läßt sich diese Komödie an, um aber bald beträchtliches, ja: hongkongwürdiges Tempo vorzulegen. Blitzschnell geht es von einem Schauplatz zu amnderen, von einer Tochter zur nächsten, und wer nicht aufpaßt, kann in kurzer Zeit schon recht viel verpaßt haben. Und da geraten auch die scheinbar stabilen Konstallationen in muntere Verwirrung, und fast schon wie bei Shakespeare tut sich hinter der Welt des schönen bunten Scheins eine andere auf, nicht gerade abgründig, aber doch voll Bitternis und Wehmut.Schauburg und Cinema

Ein Mann von acht JahrenUDSSR 1982 R:Usman Saparow

Ein Kinderfilm aus Turkmenien: Der achtjährige Tschaman soll in den Ferien eine Schafherde versorgen und lernt dabei, mit den harten Lebensbedingungen fertig zu werden Kino 46

Einsam, Zweisam, Dreisam USA 1994, R: Andrew Fleming, D: Lara Flynn Boyle, Stephen Baldwin, Josh Charles

Weil ihr Vorname ein wenig männlich klingt, wird die selbstbewußte Alex zusammen mit dem intellektuellen Eddy und dem Partylöwen Stuart ins selbe College-Appartment einquartiert. Da beginnen die Verwicklungen: Stuart will mit Alex ins Bett, Alex steht auf Eddy, Eddy wiederum auf Stuart. Ufa-Stern

Engelchen, mach Freude Turkmenistan 1993 R: Usman Saparow

Dreifacher Preisträger des Kinderfilmfestes Berlin 93! Die Geschichte des Filmes spielt in einem kleinen Dorf in Turkmenistan und zeigt, wie Kinder in den Wirrnissen eines Krieges zerrieben werden. Der Film ist ein nachhaltiges Plädoyer gegen den Krieg und für die Menschlichkeit über alle rasssistischen, religiösen und politischen Unterschiede hinweg. Kino 46

Erdbeer & Schokolade Kuba 1993, R. Tomas Gutierrez Allea, Juan Carlos Tabio, D.Jorge Perugorria, Vladimir Cruz,

Noch bevor die große Flucht begann, hat Alea, der große Mann des kubaischen Kinos seine Liebeserklärung an sein Heimatland verfasst und die endet, wie könnte es anders sein, mit dem Abschied von Kuba. Eine aberwitzige, bisweilen melancholische Komödie über Kommunismus und Homosexualität, über Machismo und Katholizismus, über schwarze Magie und den schwarzen Markt, über John Donne, Vargas Llosa und Maria Callas, über Sonnenblumen und kaputte Kühlschränke. Filmstudio

The Flintstones – Familie Feuerstein USA 1994, D:Harold Ramis, John Goodman

Zu hoffen bleibt, daß John Goodman, der ja auch mal richtig gute Bösewichte verkörpert hat, hier nicht endgültig auf Knallkopp - Charaktere abgestempelt wird. Ufa-Stern und UT-Kino

Forrest Gump USA 1994 R: Robert Zemeckis D: Tom Hanks

Ein reiner Tor rennt durch die Zeitgeschichte der USA. Der dumme, unschuldige Forrest Gump ist zufällig immer gerade da, wo gerade Geschichte geschrieben wird. Von der Geburtsstunde des Rock'n Roll über die Bürgerrechtsbewegung und den Vietnamkrieg bis zu den zynischen 80ern und Aids - immer steht da ein linkischer, lieber Trottel mit auf der Weltbühne und macht sich auf alles seinen eigenen Reim. Als eine Mischung aus Zelig, dem braven Soldaten Schweijk und Dostojewskis „Idiot“ sieht man Tom Hanks neben John Lennon, Senator Wallace und den Präsidenten Kennedy, Johnson und Nixon. Irgendwie ist er auch für die Hüftschwünge von Elvis, Watergate und einen Kult verantwortlich. Ein komisches und sehr smartes Epos über einen typischen amerikanischen Helden. Europa, Schauburg

Der geheime GartenUSA 1993 R:Agnieszka Holland D:Maggie Smith

Kinderfilm nach dem Roman von Francis Hodgson - Burnett. Ein kleines Mädchen kommt nach einer Reise zurück nach England und erlebt in einem verwunschenen Schloßpark phantastische Abenteuer. Atlantis

Heavy Metal USA 1981/82

Sieben von verschiedenen Regisseuren animierte Zeichentrickfilmchen, die auf Geschichten aus dem Comic Magazin Heavy Metal basieren, also mit garantiert schlechtem Geschmack vollgepackt sind mit Gewalt, Sex und Action. Ein New Yorker Taxifahrer entpuppt sich als kaltblütiger Killer, ein kleiner Junge wird zum kraftstrotzenden Muskelpaket und als Inkarnation des Bösen bringt ein kleiner, grüner Meteorit Laster, Verbrechen und Tod zu den Menschen. „Fabrikmäßige Animationstechnik, mit reaktionärer Ideologie grundiert“ urteilt das Lexikon des internationalen Films. Cinema

Ich bin ein Elefant, Madame BRD, 1968 R:Peter Zadek

Inzwischen der bekannteste in Bremen gedehte Film, und schon fast vollständig zur Bremensie transformiert. Als er neu in die Kinos kam, waren Zuschauer und Kritiker gar nicht so begeistert von dem Lehrstück über die antiautoritäre Schülerrevolte. Als einen „politischen Regiefehler“ verrissen damals etwa die Bremer Nachrichten den Film. Heute wirkt er dagegen so nostalgisch wie die Wiederholungen des Beatclubs im Fernsehen. Die Aufnahmen im Alten Gymnasium oder von der (noch mit Autos befahrenden) Sögestraße treiben vielen alteingesessenen Bremern heute fast die Tränen in die Augen und der Indianertanz vor dem Roland ist wohl das schönste Kinobild, das es von Bremen gibt. Kino 46

I love trouble – Nichts als Ärger USA 1994, R: Charles Shyer, D: Julia Roberts, Nick Nolte

Julia Roberts contra Nick Nolte: „Aus diesem Geschlechter-Schlagabtausch hat Shyer ein zähes Krimikomödchen zusammengeschustert, das mit abgegriffenen Handlungsmotiven hausieren geht, doch dabei allenfalls sehnsüchtige Erinnerungen an legendäre Perlen aus der Hochzeit Hollywoods weckt. Shyers uninspirierte Regie, das einfallslos gewebte Drehbuch und Dialoge, denen trotz viel Geschwätz jeglicher Biß fehlt, geben einem faden Filmchen den Rest.“ (epd) Ufa-Palast und UT-Kino

Juniors freier Tag USA 1994, R: Patrick Read Johnson, D: Joe Mentegna, Laura Flynn Boyle Und weiter geht die Reihe mit Familienfilmen über ach, so pfiffige kleine Kerlchen. Etwas dem Trend hinterher, den „Kevin“ vor gut zwei Jahren auslöste, trollt sich nun „Baby Bink“ über die Leinwand, entfleucht drei bräsigen Kidnappern und stolpert munter durch die Großstadt, um im Affenkäfig des dortigen zoologischen Gartens zu landen.Ufa-Palast und UT-Kino und UT-Kino

Das Kartell USA 1994, R: Philip Noyce

„Über einen faschistischen Propagandafilm hätte man sich aufregen und die kalifornischen Ochsenfrösche an die Wand nageln können, bei einem 08/15-Actionfilmchen ist selbst gähnen zu anstrengend.“ (taz)Ufa-Palast und UT-Kino

Die kleinen Strolche sind zurück USA 1922-27

Ein wilder Haufen Kinder, der jegliche Ordnung der Erwachsenenwelt in Sekundenschnelle ins Chaos verwandelt. Dieses einfache und ewig gültige Rezept für Slapstickfilme hat Hal Roach schon in der Stummfilmzeit entwickelt. Seine Serie von Kurzfilmen mit den kleinen Strolchen wurde ein so großer Erfolg, daß er bis 1942 insgesammt 221 Folgen produzierte. in Deutschland liefen „Die kleinen Strolche“ in den 60er Jahren im Fernsehen, und Farina, Mary, Mike und Joe waren unter Kindern so beliebt wie später Ernie, Bert und Kermit. Im Hollywood von heute ist Kevin ein später Enkel der kleinen Strolche. Die Originale gibt es jetzt in diesem Programm mit sieben Folgen der Serie, die alle zum ersten Mal in Deutschland zu sehen sind.Schauburg, Modernes

Der Klient USA 1994, R: Joel Schumacher, D: Susan Sarandon, Tommy Lee Jones

„Mit Brad Renfro – er wurde in einer landesweiten Suche unter 5000 Jungen ausgewählt –, der eindrucksvollen Susan Sarandon und dem schön unterkühlt agierenden Tommie Lee Jones als ehrgeizigem Staatsanwalt hat Regisseur Schumacher aus einem lahmen Buch (Vorlage: John Grisham) einen spannenden, einen menschlichen Thriller gemacht, dessen leise Zwischenmtöne nicht permanent von quietschenden Reifen und detonierenden Sprengkörpern übertönt werden. Autor Grisham kann mehr als zufrieden sein.Ufa-Palast und UT-Kino

Das Lächeln des Effendi Ägypten 1991 R: Asma El Barkri

Gopijhar hat mit den Spielregeln der Mächtigen gebrochen und seinen Univerisätslehrstuhl verlassen. Wie sein Freund, der Dichter, will er als Bettler leben, als anarchistischer Philosoph, der nichts hat und will, nur ein bißchen Haschisch und seinen Seelenfrieden. In einem Moment, wo ihm beides fehlt,erwürgt er eien Prostituierte, ohne greifbares Motiv. Originalfassung in Arabisch mit deutschen Untertiteln. Kino46

Die Liebenden von Pont-Neuf Frankreich 1991 R: Leos Carax D:Juliette Binoche, Denis Lavant, Klaus - Michael Grüber

„Ein heruntergekommener junger Asozialer, der sich unter der Pariser Brücke Pont - Neuf eingerichtet hat, begegnet einer jungen Malerin, die zu erblinden droht und sich aus ihrer bürgerlichen Welt in die der Außenseiter flüchtet. Ihrer heftige Liebe erhält wider alle Umstände eine Zukunft, als sie ihre Ängste überwinden. In ausufernden Bildeinfällen und -kompositionenn entwickelt der Film ein ernstes Spiel um Liebe, Leidenschaft, körperliche undseelische Zerstörung; ein faszinierender Bilderbogen voller Impulsivität, pendelnd zwischen naturalistischer Beschreibung und märchenhafter Übersteigerung.“ Gondel

Mr. Bill USA 1994, R: Penny Marshall, D: Danny De Vito u.a.

„Jetzt eben müssen all jene intellektuellen Gestalten, die sich für den Präsidentschaftskandidaten samt demokratischem Drumherum ins Zeug gelegt haben, auch patriotischerweise zupacken. Das alles findet sich in der Figur des „Mr.Bill“: Ein arbeitsloser Werbefachmann wird als Gelehrter in ein militärisches Ausbildungscamp zwangsverschickt, erklärt dort den Kadetten ein wenig Shakespeare und bleibt schließlich als Erzieher bei der Armee. So einfach funktioniert die mitunter sentimentale Education: Gibst du mir Wasser, rühr' ich den Kalk, wir bauen einen Staat.“ (taz) UT-Kino

Neria Zimbabwe 1992, R: Godwin Mawuru

Nerias Alptraum beginnt, als Patrick stirbt. Während sie mit ihrem Mann gleichberechtigt zusammenleben konnte, kommt jetzt Patricks Bruder Phineas ins Haus und beruft sich auf die traditionelle Hierarchie. So kann er das Auto, die Sparbücher, die Möbel und das ganze Haus an sich bringen. Nur in einem hält er sich nicht an die Tradition: Er sorgt nicht für Neria und ihre Kinder. Lange braucht sie, ehe sie beginnt, sich zu wehren. Kino 46

Nostradamus - der Film Deutschland/GB 1994, R: Roger Christian, D: Tchecky Karyo, Amanda Plummer

„Unter der Regie von Star-Wars-Requisiteur Roger Christians wird aus Jean-Jacques Annauds „Der Name der Rose“ abgekupfert. Nostradamus wird verkörpert von einem gewissen Tcheky Karyo, der vergeblich versucht, mit rotgeränderten Augen das Wirken diabolischer Kräfte vorzutäuschen. Auch die mangels erkennbarer Handlung eingestreuten derb-barocken Fickszenen verleihen Nostradamus nicht direkt den Hauch visionärer Größe. Selbst die Pestbeulen am Hals dahinscheidender Nebenakteure riechen nach Plaste & Elaste.“ (taz) Ufa-Stern

Nouvelle Vague Frankreich/Schweiz 1990 R:Jean - Luc Godard D:Alain Delon

Eine Großindustrielle macht einen Fremden zum Partner, der ihre Liebe aber nicht erwiedert, läßt ihn bei einem Bootsausflug ertrinken und erlebt das ganze noch einmal mit vertauschten Rollen und seinem Zwillingsbruder. Eine von einem mehr erahnbaren als tatsächlich gespielten Handlungsgerüst getragene Bild- und Toncollage, die Banalität und Zitate nicht ohne eine gewisse Selbstgefälligkeit zu einem intellektualisierten, filmischen „Kreuzworträtsel“ stilisiert. In dem schier unerschöpflichen philopsophischen Hintergrund finden sich zwar schwer faßbare, dennoch für ein aufmerksames Publikum faszinierende Reflexionen über die Liebe, die Natur, menschliche Wirklichkeit und die immerwährende Erneuerung von dem, was ist. Gondel

Das Parfüm von Yvonne Frankreich 1994, R: Patrice Leconte

Ein wirklich gutes Parfum kriecht nicht aufdringlich in die Nase - es umschmeichelt sie ganz leicht, und man erahnt es eher, als daß man es bewußt riecht. So wirkt auch dieser Film, nach der Romanvorlage „Villa Triste“ von Patrick Modiano, an der Leconte gerade das diffuse Nichterzählen gereizt hat. Statt dessen inszenierte er Stimmungsbilder, die um einen jungen Flaneur, eine vom Starruhm träumende Schauspielerin und einen extravaganten schwulen Arzt routieren. Ein luftiges Kino der Sinne mit leisen, zärtlichen Zwischentönen. Kein Regisseur hat sich in letzter Zeit im „seriösen Kino“ getraut, eine Frau so erotisch auszuziehen. Modernes

Pinocchio USA 1940, R: Walt Disney

Nach dem Welterfolg seines ersten langen Zeichentrickfilms „Schneewittchen“ (1937) steigerte Walt Disney die Faszination am Animationsfilm, indem er Collodis hölzernem Bengel neues Trickfilmleben einhauchte. In einer Kaskade von Bildern, Tönen und sich stimmungsmäßig wandelnden Farben reiht sich eine gelungene Überraschung an die andere. Eine der liebenswürdigsten Schöpfungen des Genres, die Disney in seinen späteren, süßlichen Produktionen wie „Dumbo“, „Bambi“ und Fantasia“ nicht mehr übertreffen konnte. City

Sambizanga Kongo/Frankreich 1972 R:Sarah Maldoror

Sambizanga ist ein Vorort von Luanda von dort brachen am 4. Februar 1961 angolesische Widerstandskämpfer auf, um das Militärgefängnis zu stürmen. Der Film schildert nicht den damit begonnenen Freiheitskampf, sondern greift eine konkrete Episode heraus, an der sich die Situation und die beginnende Bewußtseinsbildung veranschaulichen lassen. Maria weiß nichts von der politischen Tätigkeit ihres Mannes, bis er eines Morgens verhaftet wird. Sie sucht ihn, erfährt, daß er gefoltert wurde und findet ihn erst nach seinem Tode wieder. Er wird zum ersten Helden der Volksbewegung zur Befreiung Angolas. Kino 46

Die Sieger Deutschland 1993/94, R: Dominik Graf, D: Herbert Knaup, Hansa Czypionka, Heinz Hoenig

„Ob man will oder nicht, irgendwann geht die Rechnung des Regisseurs auf, kommt man den gebeutelten Handlangern näher, versteht die Angst, nach verpatztem Einsatz wieder in den normalen Streifendienst zurückversetzt zu werden, lacht über die dreckigen Witze beim Duschen nach getaner Arbeit.“ (taz) Ufa-Stern

Sommer der Liebe D 1990 - 92 R:Wenzel Storch

„Als hätten die Monty Pythons LSD gefuttert“ schrieb der Tip zu diesem Film mit dem Unterttitel „die wahre Geschichte von Conny Cramer“, aber einige Göttinger Frauen fanden ihn garnicht witzig:im August meldete das Branchenblatt Blickpunkt Film: „Die Frauen/Lesbengruppe Die Wilden Spulen hat eine Kopie von Wenzel Storchs „Sommer der Liebe“ aus dem Göttinger Kino lumiere entwendet. Obwohl die Kritik den Film unter anderem als „deutschen Kultfilm des Jahres“ und „schräge Hommage an dei 70er Jahre“ feierte, wollen die Frauen die öffentliche Aufführung des Filmes verhindern. In der Erklärung der Gruppe heißt es, das Werk sei „ein schlechter, pubertärer, sexistischer, brutaler, rassistischer und dummer Film“. Eine bessere Werbung kann sich Wenzel Storch kaum wünschen. Cinema

Thelonious Monk: Straight, No Chaser USA 1988 R: Charlotte Zwerin

Ein Filmportrait, das auf Dokumentarmaterial basiert, das Ende der 60er Jahre von dem großen Pianisten und Komponisten Thelonious Monk gedreht wurde. “Zwerin komplettierte den Stoff durch Interviews mit Zeitgenoßen und Managern von Monk. Diese Sequenzen sind auf überraschende, abrupte Art und Weise einmontiert und versperren den glatten Durchgang durch Monks Musik, die im Stück belassen, dennoch selbst voller Durchbrüche bleibt. Zwerins Farbaufnahmen sind ein statischer, eindringlicher Blick in den Kopf eines Abwesenden, der über seinen Tod hinaus wirkt und formt - ein intimer und zugleich integerer Blick“ (Olaf Arndt/ taz)

Kino 46

True Lies USA 1994, R: James Cameron, D: Arnold Schwarzenegger, Jamie Lee Curtis, Tom Arnold

Wo Regisseur Cameron waltet, wächst kein Gras und auch sonst nix mehr. Unter dem Hagel der Special-Effects-Granaten wird diesmal sogar der charismatische Nußknacker Schwarzenegger erschlagen - was bleibt, sind Schall und Rauch.Ufa-Stern

Videodrome Kanada 1982 R:David Cronenbeg D:James Woods, Deborah Harry

Menschen unter Einfluß. Der Leiter einer auf Pornos spezialisierten Fernsehstation hat eine Schwäche für sadomasochistische Filme, die eine Gruppe von „Bösen“ für ihre Zwecke ausnutzt. Über Strahlen greifen die Filme direkt in sein Hirn ein, er beginnt zu halluzinieren und sein Körper verändert sich. Ein Schlitz im Bauch öffnet sich, groß genug, eine Videokassette einzulegen. So können ihn die „Bösen“ direkt abspielen. Doch auch sie sind ferngesteuert, und zwar nicht von Menschen, sondern von einer Videosammlung. Der Pornoliebhaber gerät unter den Einfluß einer Gegengruppe und wird immer mehr zur Maschine, während die Maschinen immmer menschlicher werden.“ Kino 46

Vier Hochzeiten und ein Todesfall Großbritannien 1993, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell

Vier Hochzeiten und eine Beerdigung bilden das Gerüst für eine Liebesgeschichte mit Verzögerungen und eine sanfte Satire auf die bessere britische Gesellschaft und ihre Rituale. Funkelnd das Drehbuch, voller witziger Dialoge, auch – wenn es die Situation erfordert – dramatischer Zuspitzungen. (epd) Schauburg, UT-Kino und Casablanca (OL)

Voll das Leben USA 1993, R: Ben Stiller, D: Winona Ryder, Ethan Hawke

„Auf allzuviel Realität läßt sich der Film dann doch nicht ein. Den Traditionen der Filmindustrie muß Tribut gezollt werden. Und so entwickelt sich, was als sich als lockeres und dialogorientiertes Gruppenporträt anließ, schnell zu einer Story nach dem Standardmodell: girl loves boy and boy loves girl – nur, daß beide es noch nicht wissen.“ (epd) Atelier und Casablanca (OL)

Wallace & Gromit USA 1994, R: Nick Park

„Mit Wallace & Gromit entwickelt der Trickfilmspezialist Nick Park ein Kinopaar, das gute Chancen hat als die gekneteten Erben von Laurel & Hardy in die Filmgeschichte einzugehen. Wallace ist ein typisch britischer Spießbürger im Strickpullunder und vollgestopft mit abgedroschenen Redensarten, Gromit ist sein kluger Hund, der Zeitung und das Handbuch für Hundeelektronik liest. In „The Wrong Trousers“ stürzt Park sein Heldenpaar in ein hanebüchenes abeneuer mit ferngesteuerten Josen, einem bösen Erzpinguin, Hundetränen und blauen Bohnen. Als großes Finale gibt es eine Verfolgungsjagd auf einer Modelleisenbahn (!), deren surrealer Witz an die Cartoons von Tex Avery erinnert. Bei all dem gelingt es Park seine Puppen so lebendig wirken zu lassen, daß man wirklich vom Film mitgerissen wird und das Plastilin dabei völlig vergisst. (Willi Hippen/taz )Cinema

Waynes World II USA 1993 R: Stephen Surjik D:Mike Myers, Dana Carvey,Kim Basinger

„Wayne und Garth veranstalten ihr eigenes Rockkonzert: "Waynestock“. (...) Story und Sprüche sprudeln nicht mehr so üppig wie beim vorigen Mal. Auch gibts kein „Galileo, Galileo“ zum mitsingen. Dafür aber einen echten Saurier und reichlich Gags, etwa die „YMCA“-Persiflage in der Schwulen Bar oder die Parodie auf die Reifeprüfung (Dieter Osswald/Bremer) Kino 46

Wir möchten noch viel lauter sein BRD 1991 R:Elke Bormann, Rita Hahner

Ein Dokumentarvideo, entstanden im Rahmen eines Projektes gegen sexuelle Gewalt. „Mädchen und Frauen zwischen 13 und 50 Jahren machen zusammen einen Film über das Thema sexueller Mißbrauch; einige sind betroffen, andere nicht. Über ca. vier Jahre hinweg ist dieses Video entstanden als eine szenische Dokumentation, die auf verschiedenen Ebenen das Erleben von Gewalt zeigt. Das Video geht der frage nach, wie die Mädchen mit der Erfahrung leben, daß nicht nur ihr Körper, sondern auch ihr Vertrauen mißbraucht wurde.“ Kino 46

Wolf USA 1994, R: Mike Nichols, D: Michelle Pfeiffer, Jack Nicholson

„Wolf verzichtet auf die genreüblichen Make-Up- und Horroreffekte und vertraut auf die Darstellungskunst. Nicholson variiert seine früheren Erfahrungen aus Roger Cormans billigen Horrorstreifen und zitiert die Riege seiner bisherigen Bösewichter-Rollen. Die übrigen Darsteller geraten da allerdings zu Stichwortgebern; selbst Michelle Pfeiffer hat (wie schon als Hexe von Eastwick) einige Mühe, gegen den übermächtigen Nicholson anzuspielen. Eine im Vergleich zum klassischen Horrorfilm interessante Akzentuierung: War die Frau bisher das bedrohte Werwolf-Opfer, wird sie hier zu dessen Beschützerin.“ (epd) City

Zwei Millionen Dollar Trinkgeld USA 1994, R: Andrew Bergman, D: Nicolas Cage, Bridget Fonda

Romantische Komödie: Charlie Lang ist mit sich und dem Leben zufrieden. Er möchte nur ein guter Polizist und netter Nachbar sein und Kinder haben. Anders seine Frau Muriel (gottseidank): Sie ist ehrgeizig und ärgert sich, daß ihr Mannn nicht weg will aus Queens, um mit ihr nach Manhattan zu ziehen. Eines Tages ißt Charlie zu Mittag in einem kleinen Coffee Shop und bemerkt, daß er nicht genug bei sich hat, um der netten Kellnerin Trinkgeld zu geben. Stattdessen zeigt er ihr das Lotterielos, das er gerade für seine Frau gekauft hat, und verspricht ihr die Hälfte seines eventuellen Gewinns. Er gewinnt tatsächlich – 4 Millionen Dollar. Und er hält sein Versprechen. Seine Frau platzt vor Wut. City