Konversion von Wohnraum

Tausend Studenten beziehen demnächst Alliierten-Wohnungen in Zehlendorf / Der Bund kassiert die höchste Miete aller Berliner Wohnheime  ■ Von Miriam Hoffmeyer

Die Gardinen hinter den Fenstern sind verschwunden, die Parkplätze stehen leer, und kaum ein Kind verirrt sich noch auf die weitläufigen Spielplätze. Ganze Straßen der amerikanischen Siedlung in der Clayallee liegen verlassen da, seit die letzten Alliierten im September abgezogen sind.

Aber es ziehen wieder neue Mieter ein. 380 der insgesamt 3.333 amerikanischen Wohnungen hat die Oberfinanzdirektion Berlin an das Berliner Studentenwerk vermietet. Tausend Studenten können im November und Dezember in die nur einen Kilometer von der FU entfernte Siedlung einziehen.

Freilich hat das neue Studentenwohnheim nicht nur Vorteile. Einzel-Appartements gibt es nicht. Da die 3- bis 4-Zimmer-Wohnungen für Familien gebaut wurden, hat jede Wohnung nur ein großes Zimmer, an das sich mehrere zehn Quadratmeter große Räume anschließen. Dafür erscheint die Monatsmiete von 350 Mark relativ hoch. Kein anderes Wohnheim des Studentenwerks ist so teuer. „Am Anfang der Verhandlungen hat die Oberfinanzdirektion aber noch sehr viel mehr verlangt“, erklärt Klaus Kittel vom Studentenwerk.

1.500 Bewerber für die Zimmer haben sich bereits gemeldet. „Wer sich jetzt noch bewirbt, hat wahrscheinlich keine Chance mehr“, sagt Kittel. Dafür sei es seit Jahren erstmals möglich, alle Bewerber unterzubringen, wenn auch nicht unbedingt in dem Wohnheim ihrer Wahl. „Auf der Straße muß keiner bleiben“, meint Kittel.

Das liegt vor allem an den Heimen im Ostteil der Stadt. Insgesamt gibt es in Berlin etwa 17.000 Plätze in Studentenwohnheimen. Davon fallen zur Zeit 2.000 weg, da die Gebäude an der Coppistraße in Friedrichsfelde, am Aristotelessteig in Karlshorst und das Wohnheim Biesdorf renoviert werden.

Auch wenn am Äußeren der freudlosen Betonriesen im Ostteil nicht viel zu retten ist, hat sich doch der Standard der Zimmer verbessert. So sind die meisten Doppel- und Dreibettzimmer inzwischen in Einzelzimmer umgewandelt worden. Trotzdem sind die Mieten im Osten mit 150 bis 160 Mark monatlich noch bedeutend niedriger als im Westen, wo das billigste Zimmer 250 Mark kostet.

Für die beliebtesten Unterkünfte, zum Beispiel das Wohnheim Hardenbergstraße oder „Salvador Allende“ in Zehlendorf, sind die Wartelisten immer noch lang. Ein bis anderthalb Jahre müssen die Anwärter anderswo unterkriechen. Dafür darf, wer ein Wohnheimzimmer ergattert hat, bis zum 14. Semester darin wohnen bleiben.

In der amerikanischen Siedlung an der Clayallee dagegen ist die Verweildauer von vornherein auf etwa vier Jahre begrenzt. „Die Studenten“, meint Helmut John von der Oberfinanzdirektion Berlin, „machen wahrscheinlich keine Probleme. Aber es wird schwierig, die anderen Mieter dazu zu bekommen, daß sie 1998 wieder ausziehen.“ Ab dann nämlich braucht der Bund die Wohnungen – als Quartiere für Bonner Beamte.