Osten gegen Westen

■ Frauen wollen sich bei Streit um Fördertöpfe nicht gegeneinander ausspielen lassen / Erhardts windige Strategie

Auch im jetzt begonnenen Semester sitzen den Studierenden wieder unverhältnismäßig viele Männer als Dozenten gegenüber: In Westberlin gibt es neunmal mehr Professoren als Professorinnen. Dem soll das vor fünf Jahren ins Leben gerufene Landesprogramm zur Förderung von Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen entgegenwirken. Doch jetzt soll es ohne finanzielle Aufstockung auf den Ostteil ausgeweitet, de facto also gekürzt werden.

Die Kritik, daß Frauenförderung im Osten künftig auf Kosten der Frauen im Westen stattfinde, ist also programmiert. Doch genau das will Angelika Wellnitz-Kohn, Frauenbeauftragte der Fachhochschule für Wirtschaft, auf keinen Fall zulassen: Sie wirft Bildungssenator Manfred Erhardt eine „windige Strategie, Frauen in Ost und West gegeneinander auszuspielen“, vor, mit der er „uns Frauen in eine unmögliche Situation gebracht“ habe.

Denn die Forderung, über das Landesprogramm auch in Ostberlin Stellen für Nachwuchswissenschaftlerinnen zu ermöglichen, stammt von der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Berliner Hochschulen, in deren Namen sich jetzt Wellnitz-Kohn wehrt. Aktueller Grund: Der Wissenschaftsausschuß des Abgeordnetenhauses folgt der Empfehlung Erhardts, das Programm räumlich, nicht aber finanziell auszuweiten.

Dieser Beschluß wiegt nach ihren Angaben besonders schwer, da sich das Förderprogramm ohnehin von Jahr zu Jahr kürze: Den steigenden Lohnkosten stehe eine starre Fördersumme gegenüber, im Amtsdeutsch ist das Programm „nicht dynamisiert“. Die Folge davon ist, daß die Hochschulen ohnehin einen stetig wachsenden Teil aufbringen müssen.

Bislang werden mit dem Geld zum einen nach C1-Tarif bezahlte Stellen geschaffen, auf denen junge Wissenschaftlerinnen habilitieren können, zum anderen C2- Professuren, um Frauen Forschung und anschließende Publikationen zu ermöglichen. Der Erfolg des sogenannten C1/C2-Programms zeige sich daran, so Wellnitz-Kohn, „daß die so gezielt geförderten Wissenschaftlerinnen wirklich an andere Unis berufen werden“. In den nächsten Jahren werde es viele altersbedingte Abgänge an Hochschulen geben, „da muß der weibliche Nachwuchs rechtzeitig qualifiziert werden“.

Die Argumentation von Senator und Ausschuß, daß in diesen Zeiten auch bei der Frauenförderung gespart werden müsse, sei vor diesem Hintergrund „kontraproduktiv“: Durch Einigungsprozeß und ökonomische Krise habe sich die Situation von Frauen ohnehin massiv verschlechtert. ca