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: Das Schicksal ist privat

■ "Extra" mit Birgit Schrowange

„Extra“ mit Birgit Schrowange, Do., 20.15 Uhr, RTL

Elf Jahre ZDF-Ansagerin – das reicht! Nun stellt Birgit Schrowange (nicht nur) ihr telegenes Profil als Imagefaktor für das künftige RTL-Montagsmagazin „Extra“ zur Verfügung, jene wenig reifere Variante der grellen Boulevardsendung „Explosiv“ – der Mutter aller RTL-Magazine.

Engagiert, aber ohne den üblichen Kühlschrankblick ortet auch Schrowange allerlei ernsthafte Allerweltsprobleme – Aktualitäten, die ans Herz gehen: beispielsweise den Vogelmord in Italien – ein Thema, das der versierte Tierschützer Manfred Karremann zu richtig investigativer Reportage nutzt: vom Gnadentod für Rotkehlchen bis hin zu den durch Schrotschüsse sabotierten Autos der Initiativler. Investigativ auch der heimlich gefilmte Gynäkologentest, in dem geschäftstüchtige Ärzte auch bei harmlosen Myomen den schnellen Schnitt im OP empfehlen. Was dann groß als Rubrik „Nachgefagt“ angekündigt wurde, war bloß die souveräne Stellungnahme eines Gynäkologen – alles halb so schlimm.

Clever spielt RTL die Rolle des Anwalts der Armen und Entrechteten. Auch Schrowange verspricht, das Schicksal des Mädchens und des deutschen Häftlings weiterzuverfolgen – als Reality-Soap? Oder vielleicht doch nur unter dem Aufhänger der gesicherten Quote durch große Emotionen?

So ist es denn auch kein Zufall, daß politische Themen hier nicht im entferntesten auftraten. Selbst zum Vogelmord fiel Schrowange nur ein, Italien als Urlaubsland zu boykottieren. Schicksal ist privat – das Fernsehen öffentlich und das Leben einfach bloß böse oder komisch. Wie bei der Männergruppe, die am Lagerfeuer indianische Riten und Machosprüche übt. Das sollte wohl die angekündigte „Geschichte zum Schmunzeln“ sein, war aber nur peinlich. Dasselbe Thema unlängst in „Spiegel TV“ war wenigstens richtig boshaft kommentiert. Hier jedoch dominierte das feuchte Augenzwinkern und trübte den Blick auf die yellow press-Probleme. Zwar gab es diesmal zufällig nichts Neues von Roy, Di & Co. – doch dafür den Besuch in der Sauna der „Frauenhändler von der Wolga“ und einen scheinbar glücklich verheirateten „unfreiwilligen Käufer“. Hintergründe kümmern hier niemand mehr; die Authentizität gefühlvoller Gesichter ist Realität genug. Krisen als Kolportage, das Leben – ein Melodram. Zum Abschalten. Dieter Deul