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Melancholie und Mähdrescher

Großgeworden sind Jawbreaker in der Hardcoreszene, aber musikalisch passen sie nicht recht hinein: Jawbreaker. Harte Gitarrenpassagen sucht man bei den Kaliforniern vergebens; vor allem sanfte, mäßig verzerrte Gitarren, fließende Ackordfolgen bestimmen den Sound. Größstes Plus: die mit dem Kitsch flirtenden Melodien in absolut schnuzelnunverdächtigem Umfeld. Jawbreaker schaffen es, ihren Liedern einen Hauch Zwischenmenschliches beizumengen, melancholische Sprenkel, die sich eher erfühlen als wirklich erkennen lassen. Heute um 20 Uhr spielen sie in der Grünenstraße – nicht allein. Ein anderes intensives Liveerlebnis versprechen Hypocritical Society aus Hannover zu werden: zwei wuchtige Gitarren schaffen mit kalter Perfektion eine Soundwand, die ihresgleichen sucht. Zusammen mit Gesang kurz vor dem Stimmbandanriß ergibt das einen düsteren, von Vorbildern wie Neurosis beeinflußter Soundtrack der Verweigerung. Aber auch an Punk-Puristen ist gedacht: Stack kloppen ihre Songs runter wie die Mähdrescher. Daß die Ex-Abolition-Musikanten in Ludwigshafen wohnen, hält sie nicht davon ab, vor allemjapanischen Knüppelvorbildern ehrfürchtig nachzueifern. L.R.

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