"Frank Elstner!"

■ oder: "Welcher deutsche TV-Moderator kann das Spielen einfach nicht lassen?" Bei Frank Elstners "Jeopardy!" ist die Frage die Antwort (17.10 Uhr RTL)

Es kann einfach nicht gutgehen. Kaum hat Frank Elstner einsehen müssen, daß seine jüngste Spielidee „Flieg mit Air-T-L“ nicht für die große Wochenendunterhaltung taugt (nach drei Folgen wurde das ridiküle Fliegestück mangels Quote abgesetzt), versucht sich der ehemals so erfolgreiche Spieleerfinder nun schon wieder an einer Gameshow.

„Jeopardy!“, so glaubt er, sei ein gefahrloses, weil bewährtes Unterfangen: Ganz gelassen meint er nun aufspielen zu können – jetzt, wo er nicht für das Konzept der Show verantwortlich gemacht werden kann. Das ist nämlich denkbar simpel und in den USA seit Jahrzehnten erfolgreich: Statt daß die Kandidaten auf Fragen die richtige Antwort geben müssen, suchen die „Jeopardy!“-Quizzer die Frage zur gestellten Antwort: „Mühle!?“ – „Was klappert am rauschenden Bach?“

Nicht umsonst ist „Jeopardy!“ neben dem „Wheel of Fortune“ eines der erfolgreichsten Gameshow-Formate des US-Fernsehens, den Kandidaten winken satte Gewinne. Mehr noch als die Sachpreise des „Glücksrades“ ziehen die Bargeldversprechungen der Show täglich die Aufmerksamkeit von Millionen an. Auch Frank Elstner verspricht, daß man in seiner RTL-Show mit etwas Glück zum Millionär werden kann. Jeder Tages-Champion (maximale Gewinnchance: 283.200 Mark) darf seinen Titel viermal verteidigen, und somit rein rechnerisch einen Gesamtgewinn von mehr als 1,4 Millionen Mark nach Hause tragen.

Eine sichere Bank also für Elstner und seinen Haussender RTL, der mit der „daily“-Show endlich die Quoten des Sat.1-„Glücksrades“ knacken will? Wohl kaum. Schon das „Glücksrad“ besticht die Zuschauer mit seinen vielen Waschmaschinen und Hometrainern nicht mehr so verläßlich wie früher: Zu deutlich wurde mit den Jahren, daß die Simpelunterhaltung nur den einen Reiz hat, das Leben der Kandidaten mit einem einzigen TV-Auftritt zu verändern – aus dem kleinen Angestellten wird ein Millionär, aus der armen Hausfrau eine Küchenvorsteherin der Oberklasse. Die gute Fee: das Privatfernsehen.

Um dieses Märchen über Jahre hinweg inszenieren zu können, kletterten die Preisgelder der US- Shows schnell ins Unermeßliche. In Deutschland aber hat die Inflation der Gewinne eine moralische Grenze: anders als in den USA, wo das Fernsehen immer in Privathand war, schauen wir in ein duales System. Und es waren die Öffentlich-Rechtlichen, die unsere Sehgewohnheiten prägten: Hohe Gewinne waren in ihren Shows verpönt, kamen die Präsente doch aus dem Pool der Gebühreneinnahmen. „Lustig, aufregend, spannend“, so die Devise, sollte die Unterhaltung sein – aber eben nicht maßlos verschwenderisch.

Als dann 1988 das Dauerwerbeformat „Glücksrad“ über uns herniederkam, war die Spülmaschine von Bosch kurzfristig auch ein strahlendes Symbol für die neu angebrochene Zeit des Privatfernsehen.

Mittlerweile aber ist die Sättigungsgrenze nicht nur bei der eingeblendeten Werbung erreicht, auch die Konsumshow ist wieder ins Zwielicht geraten. Die intelligente Unterhaltung obsiegt wieder über den banalen Millionenklamauk. Das mußte selbst das ZDF einsehen, das Wolfgang Lippert mit der „Goldmillion“ auf Dollarkurs schickte – und feststellen mußte, daß der „allmonatlich gemachte Millionär“ als einziges Unterhaltungsversprechen nicht zieht.

Auch Frank Elstner sollte sich seiner Sache nicht so sicher sein. Immer noch wird sein Name mit der seriösen öffentlich-rechtlichen Abendunterhaltung verbunden. Der „Montagsmaler“- und „Wetten, daß“-Erfinder wird an einer anderen Elle gemessen als Harry Wijnvoord oder Peter Bond – an seiner eigenen.

Und da stellt sich die Frage, ob die „Jeopardy!“-Idee, nachdem alle logischen Spielmöglichkeiten ausgeschöpft sind, nicht nur wie der letzte verzweifelte (und unsinnige) Versuch wirkt, am Ende der deutschen Gameshow-Dekade noch einmal etwas ganz anderes zu etablieren.

„Jeopardy!“ hätte in die schrille Aufbruchzeit der Achtziger gut gepaßt. Aber schon 1990 kam Hans- Jürgen Bäumler mit der RTL- Show „Riskant“, die dem Jeopardy!-Prinzip verpflichtet war, kaum aus dem Quotenloch heraus. Wieso, so fragt man sich (aber offenbar nicht bei RTL), sollte es Frank Elstner da anders ergehen? Klaudia Brunst