Der Deutsche Bundestag trägt wieder Schlips

■ Das neue Parlament ist ein Männerladen / Nur jedes vierte Mandat gehört einer Frau / Männerdomänen sind vor allem die Regierungsparteien

Berlin (taz) – Was fehlt im Deutschen Bundestag? Frauen! Sie stellen zwar den größeren Teil der bundesrepublikanischen Bevölkerung, in der Politik aber spielen sie nur eine marginale Rolle. Das bestätigt die Zusammensetzung des neuen Parlaments auf unerfreuliche Weise. Weibliche Abgeordnete haben nur jedes vierte Mandat ergattert. Von 672 Sitzen sind gerade mal 176 an Frauen gegangen. Zwar hat sich die Verteilung zugunsten der weiblichen Abgeordneten seit der letzten Wahl um gut fünf Prozent verbessert, doch die Dominanz der Männer ist ungebrochen. Schuld daran haben vor allem die Regierungsparteien. Sowohl bei den Christdemokraten und -sozialen als auch bei den Liberalen sind Frauen weit abgedrängt. Gerade mal jeder siebte der 294 Sitze von CDU/CSU geht an eine Frau. Bei der FDP nur jeder sechste. Auf den Landeslisten dieser Parteien tauchten Frauen entweder gar nicht oder nur vereinzelt auf den ersten, aussichtsreichen Plätzen auf.

Probleme hat die Bonner Männerriege damit kaum. Man „denke über dieses Problem nach“, ist lapidar aus der CDU zu hören. Und der Pressesprecher der FDP- Fraktion brummt: „Ich werde den Teufel tun, mich dazu zu äußern.“

Die weiblichen Sozis haben ein etwas besseres Standing. Von 252 SPD-Mandaten gingen 83 an Frauen. Das ist immerhin ein Drittel und entspricht dem Quotenbeschluß der Partei für die diesjährige Wahl. Daß mehr als die beschlossene Quote in den Bundestag kommt, wußten die Sozialdemokraten allerdings zu verhindern. Bei den Direktmandaten kandidierten mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen. Trotzdem geben sich die Sozialdemokraten selbstzufrieden: „Wir brauchen uns, was den Frauenanteil angeht, keine Vorwürfe zu machen“, heißt es bei der Fraktion, „gucken Sie sich doch die CDU an!“

Selbst bei der PDS, die mit ihren Frauen im Wahlkampf protzte, haben Männer letztendlich besser abgeschnitten. Nur 13 der 30 SozialistInnen, die in den Bundestag einziehen, sind weiblich. Zwar waren die Listen der PDS fifty-fifty quotiert. Doch von den vier Direktmandaten, mit denen die PDS in den Bundestag kommt, sind drei von Männern besetzt.

Untergraben ist die Macht der Männer nur bei den Bündnisgrünen. Auf 28 ihrer 49 Sitzen haben sich Frauen plaziert. Die Landeslisten der Alternativen waren streng quotiert, und ein Direktmandat konnte die Partei nicht erringen.

Frauen werden also auch in der künftigen Legislaturperiode eher mit den Zähnen knirschen als an den politischen Willens- und Entscheidungsprozessen partizipieren. Wie das dann aussieht, hat uns die Elefantenrunde am Wahlabend abschreckend vorgeführt. Von CSU bis zu den Bündnisgrünen, von ARD bis ZDF – beschlipste Gestalten, so weit das Auge reichte. Keine Politikerin, keine Moderatorin, die sich in dieser illustren Runde äußern durfte. Bascha Mika