Press-Schlag
: Hoffnung am Kap

■ Deutsche Sportfunktionäre repräsentieren in Südafrika

Dopingproben von Sportlerinnen und Sportlern, die im südlichen Afrika und in Namibia abgenommen werden, sollen in Zukunft in Köln getestet werden. Walther Tröger, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), vereinbarte dies bereits mit Namibia, ein ähnliches Abkommen soll nun auch mit den Sportverbänden Südafrikas angestrebt werden: „Solange es in Südafrika kein international anerkanntes Institut für Dopingtests gibt, ist dies sicher keine schlechte Idee.“

Trotz mangelhafter Ausstattung der Tester glaubt Tröger nicht, daß Südafrika gezielt von Athleten aufgesucht wird, um Kontrollen zu entgehen: „Wir können ja auch immer Leute aus Deutschland hierhin schicken, um die Tests zu machen.“ Südafrika war 1992 in die Schlagzeilen geraten, als die Trainingsgruppe von Katrin Krabbe beim Wintertraining in der Universitätsstadt Stellenbosch unter schweren Dopingverdacht geraten war. Gegenwärtig befindet sich Heike Drechsler zwecks Trainings am Kap.

Tröger stand an der Spitze einer Delegation von deutschen Sportfunktionären, die Südafrika zum ersten Mal seit dem Amtsantritt von Präsident Nelson Mandela besuchte. Mit von der Partie: Hans Hansen, Präsident des Deutschen Sportbundes, der den Sinn des Trips ans Kap der Guten Hoffnung so erklärte: „Wir wollen eine Bestandsaufnahme machen und dann entscheiden, was wir machen können.“ Er sieht mögliche Betätigungsfelder vor allem in Fragen der Integration von Schwarz und Weiß. Der Funktionär: „Südafrika genießt für uns Priorität.“

Das gilt offensichtlich auch für die Frage der Bewerbung von Kapstadt um die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2004. In einem Gespräch mit Supermarktkönig Raymond Ackermann, der die Organisation leitet, die die Bewerbung vorantreibt, hatten die Deutschen gute Nachrichten für die Südafrikaner zu vermelden. Tröger: „Berlin wird sich nicht bewerben, und Kapstadt ist ein starker Kandidat.“ Begründung: die mögliche Unterstützung durch afrikanische Staaten. Für Tröger spielt es keine Rolle, daß die Sommerspiele in den südafrikanischen Winter fallen und daß das Land unter den Auswirkungen des Ozonlochs leidet.

Die beiden Funktionäre besuchten am Kap Sportinstallationen unter anderem in Stellenbosch, wo 1996 die Weltmeisterschaft im Cross-Country- Lauf stattfinden wird. „Wir haben dort hervorragende Anlagen gesehen. Olympische Spiele können dazu dienen, die Struktur einer Stadt erheblich zu verbessern. Das gilt vor allem für die Townships, wo bisher ja fast nichts existiert“, erklärte Hansen.

Tröger und Hansen sagten, die Frage der Bewerbung von Kapstadt seit nur „sehr dezent“ an sie herangetragen worden. Dies habe möglicherweise damit zu tun, daß die Organisation sich noch im Aufbau befinde. „Wir wollen nicht, daß die Welt am deutschen Wesen genest“, erklärte Hansen zu den Absichten der deutschen Sportfunktionäre, „aber wir wollen die Verbindungen mit Hilfe der Bundesregierung intensivieren.“ Gedacht sei dabei vor allem an sogenannte „Low-Equipment- Sportarten“, die wenig Geräte benötigen, und natürlich an Fußball.

Im Gegensatz zu deutschen Spitzenfußballmannschaften besuchten bereits mehrere britische Teams Südafrika. Als jüngst der britische Premierminister John Major kam, gehörte Manchester Uniteds Fußballheld Bobby Charlton zu seiner Begleitmannschaft. Wieviel die deutschen Fußballer im Vergleich zu britischen Kickern in Südafrika noch an Boden gutzumachen haben, zeigt auch die Frage von Fernsehübertragungen: Spiele aus der englischen Premier Division werden live übertragen. Eine halbstündige Zusammenfassung der Bundesliga-Spieltage verschwand nach einem Jahr wieder von den Mattscheiben: Es fand sich kein Sponsor, nicht einmal unter den rund 320 deutschen Firmen, die in Südafrika aktiv sind. Eine Hoffnung freilich schimmert am Horizont. Jürgen Schrempp, der neue Chef von Daimler-Benz, lebte selbst einige Jahre in Südafrika und ist ein besonderer Fan des Landes. Doch Hansen mahnt zur Vorsicht: „Wir werden ihm wohl erst einmal etwas Zeit lassen müssen.“ Willi Germund