„Wir wollen eine große Familie schaffen“

■ Cotton Country ist auf dem Weg zur Kleidung ohne giftige Rückstände

Eigentlich sind sie Biobauern. Vor vier Jahren noch verdienten sie mit roten Linsen ihr Geld. Die Trockenfrüchte wurden im Wechsel mit Baumwolle angebaut – biologisch-dynamisch versteht sich. „1991 kamen wir dann auf die Idee, aus der Baumwolle Naturtextilien herzustellen“, sagt Derrek Swiney – und die Firma Cotton Country war geboren. Wollweiße Pullover, kuschlige Kapuzen-Sweatshirts, hautnahe Bodies, naturbelassen und nach strengen Kriterien umweltverträglich produziert.

„Ein starkes Stück kontrolliert biologischer Mode“ – die ganze Kollektion ist aus hundert Prozent „Certified Organic Cotton“ hergestellt. Das heißt: Die Baumwolle wird in der Türkei produziert, ohne Kunstdünger, Pestizide oder Entlaubungsmittel. Um den Boden nicht auszulaugen, wird die Faser im Fruchtwechsel angebaut. Und natürlich handgepflückt.

Cotton Country präsentiert sich selber auch gern als soziales Projekt. „Wir arbeiten mit Bauern zusammen, die eher kleine, traditionelle Höfe haben“, meint Swiney, „Es entstehen kleine Oasen, in denen ökologisch produziert wird. Wir wollen eine Art Familie schaffen von vielen Kleinbauern, die zusammenarbeiten.“ Auch der lukrative Prozeß der Weiterverarbeitung des Rohstoffs bleibt im Herstellerland. In einem kleinen Unternehmen in Izmir wird die Baumwolle ohne den Einsatz von Chemikalien maschinell gereinigt, versponnen und zu Stoffen verarbeitet. Sogar die Accessoires, von Knöpfen bis Reißverschluß, kommen aus der Türkei. Nur Marketing und Vertrieb werden über den Bremer Firmensitz abgewickelt. Ein Teil des Umsatzes wird in neue Projekte reinvestiert. So sollen neue Arbeitsplätze geschaffen und die traditionelle und umweltgerechte Produktionsweise erhalten werden.

Doch so ganz ohne Probleme funktioniert auch die ökologische Produktion nicht. Zum Beispiel gibt es immer wieder Schwierigkeiten mit den Maschinen, die bei der Veredelung der Baumwolle eingesetzt werden. Wurden sie zuvor für eine konventionelle Bearbeitung mit geballter chemischer Keule genutzt, können auch nach einer Reinigung Chemikalienrückstände haften bleiben, die dann auf das Naturtextil gelangen.

Trotz Öko-Produktion gibt's chemische Reste

Vor einiger Zeit fand die Zeitschrift Öko-Test in einem Cotton- Country-T-Shirt einen Restwert von Aufheller, obwohl das Shirt gar nicht mit Aufheller behandelt worden war. Das Kleidungsstück war einfach in einem Bottich gewaschen worden, in dem zuvor konventionelle Ware gereinigt worden war. „Rückstandsfreie Bekleidung“, resümiert Swiney nüchtern, „gibt es einfach nicht. Aber es gibt einen Weg dahin.“

Um eine möglichst umfassende Kontrolle zu garantieren, läßt Cotton Country die Herstellung vom Anbau bis zum T-Shirt zweimal jährlich von einem anerkannten holländischen Kontrollinstitut überprüfen. Außerdem stehen den Bauern vor Ort drei „Bioberater“ zur Verfügung. Dennoch: Eine lückenlose Kontrolle ist kaum möglich.

Das Konzept des jungen Unternehmens kommt offenbar an. Die Umsatzsteigerungen liegen über 100 Prozent. Cotton Country bastelt bereits an weiteren Projekten: Im Frühjahr kommt die erste Leinenkollektion von neuen Anbauprojekten in Holland und Polen auf den Markt. Anja Dilk