Die bosnischen Serben brauchen Benzin

■ Bosnische Serben wollen Treibstoffversorgung der UNO nicht länger behindern / Rückzug der bosnischen Armee aus der entmilitarisierten Zone bei Sarajevo

Sarajevo (AFP/taz) – Yasushi Akashi versuchte, seinen Bittgang nach Pale als erfolgreiche Vermittlung zu verkaufen: Die bosnischen Serben, so der UNO-Sonderbeauftragte für Ex-Jugoslawien am Samstag abend, würden die UNO und ihre „tiefe Besorgnis“ über die Möglichkeiten der Fortsetzung ihrer Arbeit in Bosnien nun besser verstehen. Daher wären sie dazu bereit, die seit zwei Wochen andauernde Behinderung der Treibstoffbelieferung der Blauhelme zu lockern. Im Klartext: Nachdem die UNO-Soldaten ihre Patrouillen in den sogenannten UNO-Schutzzonen Goražde und Zepa zuletzt wegen des Benzinmangels teilweise zu Fuß ausführen mußten, will Serbenführer Radovan Karadžić nun „einige Blockaden“ aufheben.

Was der Preis für diesen „Verhandlungserfolg“ war, sagte Akashi nicht. Anzunehmen jedoch ist, daß der Gesandte sich bereit erklärte, einen bestimmten Anteil der Benzinlieferungen – der amerikanische Fernsehsender CNN sprach von 50 Prozent – an die Serben abzutreten. Zwar ist es schon lange üblich, daß Pale als Gegenleistung für die erteilten Durchfahrgenehmigungen für die Hilfskonvois der UNO und anderer Organisationen bestimmte Teile der humanitären Lieferungen erhält, die Versorgung der UN-Truppen war davon jedoch bisher nicht betroffen.

Anscheinend haben die Serben zudem noch eine weitere Bedingung für die Aufhebung der Blockade gestellt. Darauf weist Akashis Äußerung über den Abzug der bosnischen Truppen aus der entmilitarisierten Zone um Sarajevo hin. Noch kurz vor Beginn der Verhandlungen hatte Karadžić in einem Rundfunkinterview deutlich gemacht, daß seine Leute den Rückzug der rund 500 Soldaten der bosnischen Armee selbst „in die Hand nehmen würden“, wenn die UNO hier erfolglos bleiben würde. Nach Gesprächen zwischen Akashi und dem bosnischen Vizepräsidenten Ejup Ganić hatte sich dieser dann jedoch zum Rückzug bereit erklärt, wenn die UNO gleichzeitig die Sicherheit der Zufahrtstraße nach Sarajevo garantiere. Diese Straße ist die einzige Verbindung in die bosnische Hauptstadt, die nicht von den Serben kontrolliert wird.

Ob die von Akashi ausgehandelten Vereinbarungen jedoch eingehalten werden, schien bereits am Tag nach seinen Gesprächen unsicher. Die UNO warf den Regierungstruppen vor, um Sarajevo herum neue Fronten zu eröffnen und damit die Spannungen anzuheizen. Luftaufnahmen hätten gezeigt, daß die Regierungstruppen dabei seien, Gräben auszuheben und Bunker anzulegen. Dies sei ein Bruch des Waffenstillstandsabkommens vom Februar. her