Nachgefragt
: „Ich habe jetzt genug geübt“

■ Merve Pagenhardt will die 25-Prozent-Quote in der FDP und nie wieder auf dem 2. Platz für den Bundestag kandidieren

Sie fordern, daß ein Viertel der FDP-Bundestagssitze mit Frauen besetzt werden...

Merve Pagenhardt: Nee, nicht nur Bundestagssitze, sondern die Posten auf allen politischen Ebenen: Das fängt beim Ortsvorstand an und hört beim Bundestagsmandat auf.

Eine FDP-Senatorin für Inneres oder eine FDP-Landesvorsitzende wäre auch mal was.

Natürlich muß es auch mal eine Landesvorsitzende geben. Aber in Bremen sieht es nicht ganz so schlimm aus wie bundesweit: Im Bremer Vorstand sind immerhin 7 von 21 Frauen.

Haben die Kollegen schon reagiert auf Ihren Vorstoß?

Nein, noch nicht. Aber wir werden demnächst einen Sonderparteitag bekommen. Da muß die Bundes-FDP sich endlich überlegen, wie sie ihren Frauenförderplan umsetzt. Der sieht ja genau das vor: Frauenanteil analog Mitgliederanteil. Aber das ist ein Papiertiger. Im Ergebnis ist nämlich jetzt der Anteil der Frauen in der FDP-Bundestagsfraktion von 20 auf 17 Prozent gesunken. Dabei ist der Frauenanteil im Bundestag insgesamt von 20,7 auf 26,3 Prozent gestiegen. Anders als mit Quote geht es also nicht.

Ein Viertel aller Positionen zu fordern, ist eigentlich sehr bescheiden. Rita Süßmuth hat jetzt für die CDU immerhin eine Quote von einem Drittel gefordert.

Aber ich kann ja nur auf den Anteil der Frauen an den Mitgliedern bauen, und der liegt bundesweit bei 25 Prozent.

Müßte man sich nicht am Anteil der Frauen an der FDP-WählerInnenschaft orientieren?

Aber die FDP-Wählerschaft wählt nur, die bekommt ja keine Posten auf der politischen Ebene. Ich möchte für die Frauen, die aktiv sind bzw. nicht aktiv sind in der Partei, eine angemessene Beteiligung analog zum Mitgliederanteil.

Nun haben Sie selbst in der Bürgerschaft den Frauenanteil gedrückt: Sie waren 1990 gewählt, haben aber den Posten einer Pressesprecherin beim Innensenator vorgezogen. Warum?

Bei sehr jungen Leuten geht Beruf immer erst mal vor. Und der Senator hätte auch einen Mann fragen können, hat er aber nicht.

Häufig machen Frauen auf nicht ausrichtsreichen Listenplätzen Abend für Abend Werbung für die Partei. So wie Sie vor der Bundestagswahl. Und dafür haben Sie gerade mal 3,9 Prozent der Erststimmen im Bremer Osten erhalten...

Bei den Erststimmen sah es bei dieser Wahl allgemein nicht gut aus. Mein Wahlkreis hat immerhin 9,2 Prozent der Zweitstimmen bekommen – wenn das die anderen beiden Wahlkreise auch hätten, hätten wir wieder ein Mandat bekommen. Damit bin ich sehr zufrieden. Aber nochmal würde ich auf diesem zweiten Platz nicht kandidieren.

Das war schon das zweite Mal...

Ja, da kann man sagen: genug geübt.

Also das nächste Mal erster Platz oder gar nicht?

Genau.

Fragen: Christine Holch