Gegendarstellung

■ Betr.: "Die Vorwürfe gegen Gregor Gysi wegen Stasi-Mitarbeit", taz vom 26.10.94

In der taz vom Mittwoch, dem 26. Oktober 1994, schreibt Wolfgang Gast unter der Überschrift „Die Vorwürfe gegen Gregor Gysi wegen Stasi-Mitarbeit – Vor der Wende las es sich anders“:

„Wem trauen? Den Unterlagen eines real existierenden Repressionsapparates, der penibel geführte Akten als Grundlage seiner Tätigkeit nutzte? Oder den Aussagen der Offiziere, die heute verkünden, sie hätten entgegen ihren Dienstvorschriften den Rechtsanwalt Gysi auf dem Papier als Quelle ,IM Notar‘ geführt?“

Hierzu stelle ich fest: Es gibt keine Aussagen ehemaliger Offiziere des Staatssicherheitsdienstes der DDR, sie hätten mich entgegen ihren Dienstvorschriften auf dem Papier als Quelle „IM Notar“ geführt. Nach den vorliegenden Unterlagen wurde ich auch nicht als „IM Notar“ geführt.

Berlin, den 26.10.94

Dr. Gregor Gysi

Anmerkung der Redaktion: Im April 1992 veröffentlichte der Parteivorstand der PDS eine Broschüre mit dem Titel „Der Stasi- Verdacht gegen Gregor Gysi – Versuch der Aufklärung“. Darin ist unter anderem auch ein Brief des MfS- Offiziers Lohr an Gregor Gysi dokumentiert. In dem Schreiben heißt es:

„Nachdem Ihre Anwerbung untersagt worden war (...) stand die Frage, wie Informationen über Sie und Ihre berufliche Tätigkeit erfaßt werden sollen. Ich entschied, eine Akte mit dem Decknamen ,Notar‘ anzulegen (...). Es handelte sich um eine nichtregistrierte Materialsammlung aus unterschiedlichen Quellen, wie z.B. IM der eigenen und von anderen Diensteinheiten, Mitarbeitern von Parteien und Justizorganen, der Volkspolizei, dem Untersuchungsorgan sowie Informationen aus technischen Überwachungsmaßnahmen u.a. (...)

Wenn aus dieser Akte ,Notar‘ Informationen in andere Akten übernommen werden sollten, stand für mich die Frage ihrer Konspirierung. Deshalb wurden diese Informationen unter einem fiktiven IM ,Notar‘ abgefaßt. Diese Arbeitsweise war zur Quellensicherung sowohl möglich als auch statthaft.“