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Wenn der grüne Fortschritt in die Nase sticht

■ In Ulm gärt es jetzt in allen Bio-Mülltonnen. Aber das muß wohl so sein, meint die Stadt

Ulm (taz) – „Gut, daß der Winter bald kommt“, näselt eine Hausfrau, „ich bin so allergisch gegen diesen Gestank. Wo du auch hinkommst in dieser Stadt, überall stößt du ins olfaktorische Grauen.“ In der Tat: Durch die Stadt zieht sich das süßsaure Odeur Abertausender Biomülltonnen und privater Komposthaufen, seit die Donaumetropole vor etwa einem Jahr die Notstandsbremse zog und alle Haushalte zur gesonderten Entsorgung ihres organischen Mülls zwang. Biotonnen werden nur 14tägig geleert. Mir nichts, dir nichts beginnt das Zeug zu gären und stinken.

Auch die Stadt roch auf und machte Vorschläge. So solle man etwa Zeitungspapier zwischen die Abfall-Einheiten schichten, unbedingt, damit die Feuchtigkeit besser weggesogen wird. Das Problem: Bei Häfeles, unseren Nachbarn, die selten zu Hause sind, süßsauert's schon aus der Wohnung in den Hausflur, und auch unsere Küche betrete ich nur mit Tempofetzen in den Nasenlöchern, wenn ich mal wieder den Eimer runterbringen soll. Danach will ich immer nur duschen. Dafür, daß man jetzt weit über das Doppelte der bisherigen Müllgebühren zu entrichten hat, ganz schön starker Tobak! Andererseits: Ökologie ist natürlich voll wichtig! Müssen jetzt wirklich ernst machen. Gute Wirtschaftspolitik ist heutzutage immer auch Umweltpolitik! Und wer weiß, wenn erst mal die Schlote der großen Restmüllverbrennungsanlage rauchen, die im Ulmer Süden gebaut wird, vielleicht verträgt sich das ja ganz prima – olfaktorisch gesehen. Schließlich haben wir oft steifen Südwind. Philippe André

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