Licht am Ende des Afrika-Tunnels

Friedensabkommen für Angola ist paraphiert, Wahlergebnis in Mosambik stellt vermutlich beide Seiten zufrieden: Die Zeit des Krieges ist vorbei / Maßgebliche Rolle Südafrikas  ■ Aus Johannesburg Willi Germund

Das kriegsgeplagte südliche Afrika scheint endlich zur Ruhe zu kommen. Mosambik hat mit den friedlich abgelaufenen Wahlen seinen Bürgerkrieg begraben. Und in Angola scheint nun einer der brutalsten Konflikte der Welt nach der Paraphierung der Friedensvereinbarung am Montag abend beendet werden zu können.

Zwar meldete noch gestern die Regierungspresse fälschlicherweise, die Regierungsstreitkräfte hätten die Stadt Huambo, die Hochburg der Unita-Rebellen, erobert. Und tatsächlich werden aus der Umgebung Huambos und aus anderen Teilen Angolas heftige Gefechte gemeldet. So soll die Regierungsarmee die wirtschaftlich wichtigen Ölfördergebiete um das nördliche Soyo zurückerobert haben und auch in den Diamantengebieten Nordost-Angolas, wichtige Finanzquelle der Unita, vorrücken. Aber Diplomaten glauben, daß es sich dabei vor allem um Versuche handelt, kurz vor einem Waffenstillstand noch strategische Vorteile zu erobern. Die Waffenruhe soll 48 Stunden nach Unterzeichnung der Friedensvereinbarung durch Angolas Präsident Eduardo dos Santos und Unita- Chef Jonas Savimbi in Kraft treten. Die Unterzeichnung soll am 15. November in Sambias Hauptstadt Lusaka stattfinden. Alouine Blondin Beye, UN-Sonderbotschafter für Angola, erklärte am Montag: „Ich habe Savimbi in den beiden vergangenen Wochen zweimal gesehen, und er hat versprochen, zu der Unterzeichnung zu kommen.“

Auch in Mosambik, wo letzte Woche die ersten freien Wahlen stattfanden, sind die Weichen auf Frieden gestellt. Bei der Stimmenauszählung für die Präsidentschaftswahl liegt der bisherige Staatschef Joaquim Chissano wie erwartet bei der Präsidentschaftswahl mit etwa 55 Prozent vorne. Aber bei den Parlamentswahlen hat nach inoffiziellen Ergebnissen Chissanos Frelimo-Partei nur 48 Prozent, die Renamo dagegen 42. Mit einem solchen Resultat dürfte Renamo-Chef Afonso Dhlakama davon absehen, die Wahlen anzufechten: Die Frelimo-Regierung wäre mangels Parlamentsmehrheit gezwungen, zu einer Vereinbarung mit der Opposition zu kommen.

Innerhalb von fünf Jahren kommt damit eine Region zur Ruhe, die seit den 70er Jahren von blutigen und brutalen Konflikten geschüttelt worden ist. Insgesamt kamen in Simbabwe während des Unabhängigkeitskampfes sowie in Mosambik und Angola seit 1975 zwischen zwei und drei Millionen Menschen ums Leben. Vor allem die Wahl in Südafrika hat das Gesicht der Region gründlich verändert. Dank Präsident Nelson Mandela und seinem Stellvertreter Thabo Mbeki übernahm das Land eine regionale Führungsrolle. Zuerst zeigte vor zwei Monaten die Krise nach dem Staatsstreich in dem Zwergstaat Lesotho, daß die Länder des südlichen Afrika bereit sind, unter südafrikanischer Führung an einem Strang zu ziehen – Militärs und König mußten angesichts des massiven Drucks zurückstecken. In Mosambik gab Renamo-Chef Dhlakama den Wahlboykott erst auf, als ihm aus Simbabwe und Südafrika deutlich gemacht wurde, wie wenig Verständnis für seine Haltung herrschte.