„10 kleine Negerlein“

■ Kontroverse um ein Kinderlied in einer Broschüre mit Lernmaterialien

Berlin (taz) – „Rassisten werden nicht geboren, sie werden vielmehr dazu erzogen“, meint Alisa Fuss von der Internationalen Liga für Menschenrechte. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Protest angemeldet.

Doch diese Erkenntnis scheint bei MitarbeiterInnen des Berliner Instituts für Lehrerfortbildung noch nicht angekommen zu sein. In einer Broschüre mit Lernmaterialien unter dem Titel „Kleine Spiele“ veröffentlichte das Institut unter anderen Spielanregungen auch das Lied von den „zehn kleinen Negerlein“. Gesungen werden könne das Lied, so die AutorInnen, von Schülerinnen und Schülern im Alter von sechs bis acht. Und um das Ganze ein wenig spannender zu machen, schlagen sie noch eine Höraufgabe vor: jedes Kind könne sich merken, „auf welche Weise die Neger umgekommen sind“. Anschließend dürften einzelne SchülerInnen vortreten und beim jeweiligen Absingen der Strophen „den gesungenen Text szenisch darstellen“.

Zur Erinnerung: Nach und nach sterben die Protagonisten des Liedes auf die eine oder andere Art, einer schießt sich tot, einer säuft sich tot, einer tanzt sich tot – nur der letzte ist „entsetzlich schlau“. Der hat die Asylgesetzgebung Deutschlands durchschaut, „ging zurück nach Kamerun und nahm sich eine Frau“. Die Broschüre, so verlautet es aus dem Institut für Lehrerfortbildung, sei seit September aus dem Verkehr gezogen. Das Lied sei ihnen bei der Fülle der Materialien so durchgerutscht. Eine Mitarbeiterin der GEW hingegen, die sich Lernmaterialien des Instituts zur Ansicht schicken ließ, fand in einem Infopäckchen noch diese Woche ein Exemplar der „Kleinen Spiele“. flo