Kommentar
: Bastion wird geschleift

■ Naturheilverfahren auf Krankenschein

Bei Migräne und Krebs zucken viele SchulmedizinerInnen ratlos mit der Schulter. Ihre PatientInnen suchen sich schließlich anderswo Hilfe: bei naturheilkundlichen ÄrztInnen. Acht Milliarden Mark geben kranke BundesbürgerInnen pro Jahr für alternative Heilmethoden aus. Denn Gesetzgeber und kassenärztliche Vereinigungen behaupten noch immer, daß die Erfolge der meisten alternativen Methoden nicht nachgewiesen seien. Den Mut, diese Erfolge oder Mißerfolge in einem groß angelegten Versuch nachzuweisen, haben sie nicht.

In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wird diese Mauer der Ablehnung jetzt geschleift – ausgerechnet von zehn kleinen Betriebskrankenkassen. Die sind es nämlich leid, all die bittenden chronischen Kranken abweisen zu müssen. Fünf Jahre lang dürfen naturheilkundlich erfahrene ÄrztInnen ganz nach gusto behandeln: mit langen Gesprächen über psychische Ursachen, mit Shiatsu oder Akupunktur... Die PatientInnen sind die Angst und das bange Warten auf Genehmigungen durch Gutachter los, die ÄrztInnen das blöde Gefühl, wenn sie mal wieder „Massage“ auf das Rezept schreiben, die Patientin dann aber zur Fußreflexzonenmassage schicken. Und die Kassen sparen wahrscheinlich viel Geld. Wenn das keine Argumente sind! Mal ganz abgesehen von den genesenen Menschen. Christine Holch