Anachronismus pur

■ Hamburgs Basketball entsprechend droht das Länderspiel gegen Litauen ein Flop zu werden Von Daniela Pfeiffer

Die Tribünen der Alsterdorfer Sporthalle sind mit 2.500 Zuschauern nur halb gefüllt. Lediglich die gegnerischen Fans jubeln und feuern ihr Team an – der Rest wirkt gelangweilt. Diese trübe Szenerie beim Basketball-Länderspiel im vergangenen Jahr gegen Griechenland war alles andere als Werbung für den Sportstandort Hamburg. Nun droht dem Hamburger Basketball Verband (HBV) ein neuerliches Debakel: Für das Freundschaftsspiel der deutschen Männer-Nationalmannschaft – immerhin amtierender Europameister – gegen den Olympia-Dritten Litauen (Sonntag um 15 Uhr, Alsterdorfer Sporthalle) wurden bis gestern erst 1.000 Karten abgesetzt. „Wenn nicht doppelt so viele kommen, wird es in Hamburg kein Länderspiel mehr geben“, ist Organisator Boris Schmidt besorgt. Dabei verspricht das Spiel unter dem neuen Bundestrainer Vladislav Lucic überaus attraktiv zu werden, zumal der ehemalige Wedeler Spieler Ingo Freyer (Alba Berlin) zum Aufgebot gehört.

Andererseits ist das Desaster symptomatisch für den Hamburger Basketball, bei dem vieles im Argen liegt. Lediglich drei Zweitliga-Teams und zwei drittklassige Regionalliga-Mannschaften hat die Hansestadt leistungssportmäßig zu bieten. „Das Problem sind die Finanzen“, erklärt Schmidt, der auch für den HBV tätig ist, „die Firmen investieren ihr Geld lieber in kulturelle Projekte.“ Doch ohne Hauptsponsor (auf den Trikots) kann sich kein Team in der ersten Liga halten. Damit hat auch der Männer-Zweitligist Rist Wedel zu kämpfen. „Wir finanzieren uns über mehrere Co-Sponsoren und den Förderkreis“, sagt Coach Thorsten Döding. Zuwenig für den angepeilten Aufstieg in die erste Liga (Projekt Wedel 2000), den der Verein der knappen Kasse wegen schon 1988 ablehnen mußte.

Wie in Wedel herrschen auch anderswo anachronistische Verhältnisse: Trainer bewältigen ihre Aufgaben meist ehrenamtlich oder nebenberuflich – von Professionalität keine Spur. Damit nicht genug, kränkelt auch die Basis. Der Zulauf, den 1992 das amerikanische Olympia-Dream Team und der Gewinn der EM 1993 durch Deutschland ausgelöst hatte, konnte nicht dauerhaft aufgefangen werden. Es fehl(t)en qualifizierte Trainer, und so mußten viele Talente kurzerhand nach Hause geschickt werden. Bezeichnenderweise ist die Stelle des Ressortleiters für Aus- und Weiterbildung beim HBV seit vier Jahren unbesetzt.

Ein Umbruch in den Vereins-Strukturen scheint unausweichlich. Die veränderten Bedürfnisse der Jugendlichen (Streetball und andere lifestyle-Geschichten) müßten stärker berücksichtigt werden. Die Vorreiter-Rolle für Hamburg will die BG Bergedorf übernehmen: Mit einem hauptamtlichen Head-Coach, einer professionellen Verwaltung und einem verbesserten Jugend-Konzept (stärkere Förderung) startete die neugegründete Basketball-Gemeinschaft in diese Saison. Das Ziel: Aufstieg des Männer- und Frauenteams in die erste Regionalliga. Ob es klappen wird, muß die Zukunft zeigen – zumindest geht der Schritt in die richtige Richtung.