Kein unsittliches Bargeld mit der Bahncard

■ Kartellamt gegen Kreditkarten-Deal der deutschen Banken mit der Bahn

Berlin (taz) – Die Bahn hält an ihren Plänen fest: Am 1. April will sie eine kombinierte Bahn-Kreditkarte auf den Markt bringen. Mit der Plastikscheibe für 220 Mark sollen KundInnen dann nicht nur Zweite-Klasse-Tickets für den halben Preis bekommen, sondern auch bargeldlos einkaufen können. „Wir suchen jetzt möglichst schnell einen neuen Partner, nachdem die Gesellschaft für Zahlungssysteme sich zurückgezogen hat“, sagt Sprecherin Renate Preising.

Der steht auch schon vor der Tür. Die Citibank will ihr Angebot vom Frühling wiederholen. Vielleicht kommt damit letztlich doch die Bank zum Zuge, die Anfang des Jahres die Idee kreierte. Sie hatte der Bahn vorgeschlagen, die Bahncard mit einer Visa-Kreditkarte aufzuwerten. Der Vertrag war auch schon unterschriftsreif, als die Konkurrenz über ihre Aufsichtsratsmitglieder bei der Bahn von dem Vorhaben erfuhr. „Unsittlich“ sei das Angebot, schimpften die anderen Geldinstitute, die Citibank wolle mit einem „Dumping-Angebot“ den übrigen Lizenznehmern von Kreditkarten KundInnen abjagen.

Flugs legte die Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS), der alle deutschen Banken angeschlossen sind, ein eigenes Angebot vor. Zwar ist bis heute nicht bekannt, welche Bedingungen die GZS stellte – aber alles spricht dafür, daß es noch unsittlicher war als das der Citibank. Die Bahngeschäftsführung sprang jedenfalls auf den neuen Zug auf und schob die Citibank zunächst aufs Abstellgleis. Ein noch deutlicheres Zeichen aber war der Aufschrei des GZS- Geschäftsführers Detlev Buchal. Er protestierte heftig gegen die Pläne: Verluste in Millionenhöhe seien absehbar. Aber die Bankenvertreter ließen nicht locker. Buchal wußte sich nicht anders zu helfen, als den Gesellschaftern eine Freistellungserklärung vorzulegen. Damit sollten sie sich verpflichten, Verluste aus der Aktion in jedweder Höhe zu übernehmen.

Das kam dem Kartellamt in Berlin äußerst merkwürdig vor. So lud es die GZS-Vertreter am vergangenen Montag zu einem Gespräch. „Wir wollten prüfen, ob es sich um ein Abwehrkartell handelt, bei dem sich die deutschen Banken mit dem Ziel abgesprochen haben, die Citibank draußen zu halten“, erklärt ein Sprecher der Behörde. Derlei Übereinkommen sind sowohl nach deutschem als auch europäischem Recht verboten. „Der Gesprächsverlauf machte deutlich, daß Meinungsunterschiede bestehen, die sich kurzfristig nicht klären lassen“, so beschrieb GZS-Sprecher Klaus-Peter Baerwolf gestern sibyllinisch das Treffen. Jedenfalls zog die GZS ihr Angebot daraufhin zurück. Annette Jensen