Nobelpreisträger Soyinka darf Nigeria nicht verlassen

■ Schriftsteller an Strasbourg-Reise gehindert

Berlin (AFP/dpa/taz) – Am Mittwoch hatte es noch zum allgemeinen Erstaunen geheißen, Wole Soyinka dürfe wahrscheinlich sein Land verlassen, nun haben die nigerianischen Sicherheitsbehörden den Literaturnobelpreisträger doch wieder an der Ausreise gehindert.

Das Verbot wurde offenbar bereits am Donnerstag abend ausgesprochen. Am selben Morgen hatte Soyinka noch mitgeteilt, er wolle mit einem kürzlich erhaltenen UN-Dokument, dem travel permit der Unesco, nach Strasbourg zum Internationalen Schriftstellerparlament reisen. Soyinkas Papiere wurden aber von den nigerianischen Behörden kurz vor seinem Abflug beschlagnahmt.

Sein nigerianischer Reisepaß war bereits im September von den Sicherheitskräften auf dem Flughafen von Lagos beschlagnahmt worden, als er zu einer anderen Versammlung des Schriftstellerparlaments nach Lissabon reisen wollte. In Strasbourg sollte Soyinka die Auftaktsitzung des Schriftstellerparlaments leiten, dessen Mitglieder an diesem Wochenende über neue Formen des Widerstands gegen Verfolgung und Unterdrückung von Autoren, besonders in Algerien, beraten wollen. Der Vereinigung unter Vorsitz von Salman Rushdie gehören zahlreiche renommierte Intellektuelle aus aller Welt an, darunter Pierre Bourdieu, Jacques Derrida, Jürgen Habermas, Jorge Amado, Toni Morrison und Breyten Breytenbach.

Christian Salmon, Generalsekretär der Vereinigung, protestierte heftig gegen die erneuten Schikanen der nigerianischen Militärjunta. Er forderte, daß eine Delegation des Parlaments nach Lagos reisen solle, um ein Treffen mit Soyinka zu erzwingen. Jörg Lau Seiten 10 und 20