Steuergelder für „mittellose“ Maxwell-Söhne

■ Freie Rechtshilfe zur Verhinderung eines Musicals über den toten Medienzar

London (taz) – Ian und Kevin Maxwell, die Söhne des im November 1991 unter dubiosen Umständen ertrunkenen britischen Medienzars Robert Maxwell, haben 394.000 Pfund (knapp eine Million Mark) Steuergelder abkassiert – für freie Rechtshilfe. Die steht ihnen zu, weil sie „mittellos“ sind. Dabei beginnt der erste von vermutlich drei Betrugsprozessen gegen die Brüder erst im Februar. Das bisher eingestrichene Geld benötigten sie, um ein Musical und eine Fernsehdokumentation über ihren Vater zu verhindern. Experten schätzen, daß sich die Rechtskosten am Ende auf rund zehn Millionen Pfund belaufen werden.

Die Londoner Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, daß die Maxwell-Brüder an den Betrügereien ihres Vaters beteiligt waren. Das Betrugsdezernat hatte herausgefunden, daß Robert Maxwell in den Monaten vor seinem Tod mehr als 600 Millionen Pfund aus den Pensionskassen seiner Unternehmen unterschlagen hatte, um damit Bankschulden abzudecken und die Aktienkurse seiner Aktiengesellschaften zu stützen. Kevin (35) und Ian (38) hatten das Medienimperium ihres Vaters, zu dem auch 50 Prozent der Anteile am Berliner Verlag gehörten, nach dessen Tod übernommen. Bereits eine Woche später begann das hochverschuldete Imperium zusammenzubrechen.

Die beiden Aktiengesellschaften Maxwell Communication Corporation (MCC) und Mirror Group Newspapers (MGN) standen bei den Banken mit 1,5 Milliarden Pfund in der Kreide, die rund 400 privaten Maxwell-Unternehmen schuldeten ihren Gläubigern etwa 800 Millionen Pfund. Die Kredite für seine Privatunternehmen hatte Maxwell mit seinen Anteilen an MCC und MGN abgesichert. Als deren Kurs sank, griff Maxwell in die Pensionskassen.

Aus Dokumenten geht hervor, daß Kevin Maxwell im April 1991 den Verkauf von 25 Millionen MCC-Aktien aus der Pensionskasse angeordnet hat. Das war zwar legal, die spätere Verwendung des Erlöses jedoch nicht: Maxwell leitete das Geld über die US-Anlagebank Goldman Sachs an zwei Schweizer Unternehmen, die von seinen Stiftungen in Liechtenstein kontrolliert wurden. Mit diesem Geld kaufte Maxwell dann dieselben MCC-Aktien in seinem eigenen Namen, um ihren Wert an der Börse zu stützen.

Lord Mackay vom Justizministerium hat inzwischen einen Bericht über die freie Rechtshilfe für die Maxwell-Brüder bei Zivilprozessen angefordert. Und die Regierung erwägt, Obergrenzen für die Unterstützung festzulegen. Unterdessen sorgt Mutter Betty Maxwell für den Unterhalt der Familie: Am 25. November erscheinen ihre Memoiren „A Mind Of My Own“. Ralf Sotscheck