■ Momper und die Kleiderkammer
: Politisches Design

Das ist die Woche der Kleiderkammer. Vor zehn Tagen warf SPD-Chef Staffelt das Handtuch, jetzt flattert der rote Schal von Walter Momper im politischen Aufwind. Mal „kehrt“ der rote Schal zurück (Tagesspiegel), mal „lockt“ Momper wieder mit demselben (taz), mal meldet der Halswärmer selbst sich zurück, und des öfteren wird das rote Textil in den Ring geworfen. „Die Glatze“ (BZ) tritt auf, läßt den roten Lappen „wedeln“ (Tagesspiegel) wie ein Fanal, und die Presse macht ihm den Stier – oder die Pawlowschen Hunde. Nie war Politik leichter zu erklären. Und der Kandidat bedient alle mit seinem Fetisch. „Lieber ein roter Schal als eine rote Socke“, verkündet er mit der Ernsthaftigkeit von politischen Grundsatzentscheidungen. Dem Zwang zum Kleidungsstück kann sich selbst die Süddeutsche Zeitung nicht entziehen. Unglücklich über die Rückkehr des Bauunternehmers Momper werden dort inständig auswärtige Kandidaten gebeten, jetzt ihren „Hut in den Ring zu werfen“. Bei soviel fliegenden Kleidungsstücken hat derweil die ebenfalls eine Kandidatur erwägende Arbeitssenatorin Christine Bergmann die Übersicht verloren und noch ein Handtuch geworfen. Zu früh! Denn Kandidat Momper betreibt Etikettenschwindel. Der rote Schal nämlich existiert längst nicht mehr. Vor zwei Jahren schon wurde er bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung versteigert. Alles Kopie also. Gerd Nowakowski