Platzt Angolas Frieden?

■ Unita-Rebellen sagen nach Niederlage Friedensgespräche ab

Cuito (taz) – 18 Monate nachdem Angolas Unita-Rebellen in blutigen Kämpfen die Stadt Huambo erobert hatten, sind die Freischärler in der Nacht zum Dienstag wieder abgezogen. Nach Informationen von Hilfsorganisationen, die insgesamt etwa 50 Mitarbeiter in der Stadt im Hochland stationiert haben, sickerten im Laufe des gestrigen Dienstags die ersten Regierungssoldaten in Huambo ein. Die Regierung hatte die Eroberung Huambos bereits am Sonntag abend gemeldet. Die Sorge von Hilfsorganisationen gilt nun den etwa 200.000 Zivilisten – die Hälfte der Stadtbevölkerung –, die während der vergangenen Tage auf Befehl der Unita die Stadt verlassen haben.

Huambo war im Febraur 1993 nach sechswöchiger Belagerung an die Rebellen gefallen. Unita-Chef Jonas Savimbi schlug in der völlig zerstörten Stadt seither sein Hauptquartier auf. General Matos, der Stabschef der angolanischen Armee, schwor danach: „Ich werde an der Spitze meiner Soldaten wieder dort einziehen und höchstpersönlich unsere Fahne wieder aufziehen.“ Tatsächlich investierte Angolas Regierung von Luanda seitdem fast jeden Pfennig in den Aufbau der Streitkräfte. Als Waffenlieferant gilt vor allem die Ukraine. Israelische Ausbilder verbesserten die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe. In Südafrika verpflichtete die angolanische Regierung das Söldnerunternehmen „Executive Outcome“ per Vertrag, die Ausbildung von Offizieren zu übernehmen. Außerdem preßte Angolas Regierung frische Rekruten in die Armee, wo es nur ging. „Hier in Cuito ist alles, was unter der männlichen Bevölkerung laufen kann, Soldat. Nur die Invaliden nicht“, erklärte gestern die Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation in der Stadt Cuito, die nur 120 Kilometer östlich von Huambo liegt. Cuito war ebenfalls monatelang belagert worden, bevor sich Mitte des Jahres die Unita dort wie auch anderswo zurückzog.

Während die Rebellen noch immer den Fall Huambos bestreiten, brachen sie gestern ihre Teilnahme an den Gesprächen über Einzelheiten des bereits paraphierten Friedensvertrages ab. Unita-Führungsmitglied Paulo Gato sagte, Friedensgespräche seien im Moment „unmöglich“. Da die Unita letzte Woche mit einem Abbruch für den Fall eines Verlustes von Huambo gedroht hatte, stellt diese Ankündigung implizit eine Bestätigung ihrer militärischen Niederlage dar. Diplomaten bangen nun, daß die für den 15. November geplante feierliche Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen Angolas Regierung und den Unita-Rebellen in Sambias Hauptstadt Lusaka immer unwahrscheinlicher wird. Willi Germund