Rektoren wollen Leistungs-TÜV für Unis

■ StudentInnen sollen ab zweitem Semester mehr Leistungsscheine machen

Bonn (dpa/taz) – Mit Muff zurück in die Zukunft: Die Hochschulen wollen künftig von allen Studenten ab Ende des zweiten Semesters mehr Leistungsnachweise verlangen. Nur bei Erfolg sollen sie zum Besuch von Folgeseminaren zugelassen werden. Andernfalls ist ihnen in einem „Beratungsgespräch“ der Studienfachwechsel nahezulegen. Diese „Empfehlung“ der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) erläuterte ihr Präsident Hans-Uwe Erichsen gestern in Bonn. Ausdrücklich heißt es, daß diese Leistungsnachweise von allen Studenten verlangt werden sollen und nicht nur von denen, die Bafög erhalten, wie die Bonner Koalition es will.

Die Umsetzung der „Empfehlung“ setzt auch in den geisteswissenschaftlichen Fächern verbindlichere Studienordnungen und ein neues System von aufeinander aufbauenden Seminaren voraus. Probleme werden, wie Erichsen einräumte, vor allem bei den sogenannten Teilzeitstudenten erwartet, die ihren Lebensunterhalt selbst verdienen müssen. Der HRK-Chef verband dies mit einem erneuten Appell an Bonn, das Bafög angemessen zu erhöhen.

Erichsen erhofft sich von den neuen frühzeitigen Leistungsnachweisen mehr „Orientierungshilfe“ für die Studenten und sieht darin „kein Instrument der Selektion“, wie dies von den Gegnern des Modells auch in der HRK befürchtet wird. Weitergehende Forderungen nach scharfen Anwesenheitskontrollen und Testatpflicht im Studium waren am Vortage auf Druck von Kritikern aus dem HRK-Papier gestrichen worden.

Angesichts der Finanzprobleme der mit 1,8 Millionen Studenten überfüllten Unis erwartet Erichsen 1995 eine neue Auseinandersetzung um Studiengebühren. Er warnte zugleich vor der Illusion, solche Gebühren allein könnten die Geld-, Personal- und Raumsorgen der Hochschulen lösen.