Nächschmol it grad nebeher tapeziera

■ betr.: „Gutturales Geschnalze“, taz vom 2. 11. 94

[...] Herr Riepe, wie authentisch ist eine Sendung über Kommunalpolitik in einer schwäbischen Gemeinde, wenn darin nicht schwäbisch gesprochen werden darf? Ein schriftdeutsch sprechender (ein Paradox an sich!) schwäbischer Schultes (= Bürgermeister) wäre mindestens so grotesk wie militärische Befehle auf dem Kasernenhof in schwäbischer Mundart.

Erklärungsversuch: Der mit einem „mitteldeutschen Gehör ausgestattete“ Manfred Riepe schämt sich entweder seines eigenen Dialektes, oder er gehört zu jenen bedauernswerten Zeitgenossen, welche die dezentralen Strukturen der deutschen Sprache niemals internalisieren konnten. Außerdem scheint er die anarchische Komponente von Dialekt und Soziolekt in Zeiten der hochsprachlichen Gleichschaltung allerorten nicht begriffen zu haben. Tip für die Zukunft:

Also Manfred, vielleicht soddesch nächschmol it grad nebeher tapeziera, wenn da wieder amol a Fernsehkritik schreiba mosch, noch kenndesch a bissle besser zualosa!

Für den fehlenden Durchblick eine Übersetzungshilfe: Sehr geehrter Herr Riepe! Bezüglich einer weiteren Fernsehkritik erlaube ich mir, Sie dahingehend zu beraten, in Zukunft auf das gleichzeitige Betrachten des Bildschirmes und Bekleben Ihrer Wände mit Tapeten zu verzichten, alldieweil Ihnen dies ein konzentriertes Zuhören ermöglichen wird. Herbert Wieland,

Gemeinderat im oberschwäbi-

schen Hüttisheim