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Müller melkt Sachsen

■ Wie aus der Milch eine Notenbank wurde

Berlin (taz/dpa) – Es roch sauer, war aber Geld. 12,8 Millionen Mark hat Alois Müller aus dem Allgäu vom neuen Bundesland Sachsen kassiert für eine Großmolkerei, die er dann doch nicht gebaut hat. Lohnt sich nicht, sagt er. Geld jedoch ist bei ihm stets gut aufgehoben. Einen Teil hat er seinen Lieferanten als Darlehen weitergereicht, einen anderen auf einem Festgeldkonto angelegt. Beides warf schöne Zinsen ab, siebenstellig soll die Summe sein.

Nur, fand der Rechnungshof, gehöre das alles gar nicht dem Milch-Müller, sondern dem betrogenen Landwirtschaftftsminister, der damit hätte notleidenden Bauern helfen können. Kann er, sagt Müller. Er will dem Land die Lombardzinsen zahlen für das Geld, das ihm doch wohl geschenkt wurde. Oder was?

Kleine Unterschiede sind nun mal seine Sache nicht. Wer sagt denn, daß ehrliche Banken Lombardzinsen zahlen, wenn sie Geld nur ausleihen? Geld brauchen alle, deswegen freut sich der Landwirtschaftsminister über die milde Gabe, und Alois Müller freut sich doppelt. Er hat die 12,8 Millionen wieder fest auf dem Konto. Zum Dank denkt er darüber nach, nun doch eine Molkerei zu bauen – an einer anderen Stelle des Landes Sachsen, wo sich die Melkerei dann auch bei den Kühen lohnt. Niklaus Hablützel

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