■ Mit der Plutoniumwirtschaft auf du und du
: Ende in Sicht?

Brüssel (taz) – Michael Sailer vom Darmstädter Öko-Institut sieht Zeichen von Einsicht. Die deutschen Energieversorgungsunternehmen, sagt er, hätten eine Arbeitsgruppe gegründet, um aus ihren Verträgen zur Wiederaufbereitung verbrachter Uran-Brennelemente in Großbritannien und Frankreich aussteigen zu können. Der Plutoinumkreislauf ist ihnen zu teuer geworden.

Aber auch andere Atomstaaten haben das Interesse verloren, sogar Großbritannien ist unter Druck geraten. Auf dem fünften „Anti-MOX-Meeting“ europäischer Umweltschutzgruppen in Brüssel berichteten Vertreter der Gruppe „Friends of the Earth“, daß die britische Regierung vergeblich versucht, ihre Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield/Winscale zu privatisieren. Auch die Anlage in Dounray (Schottland), steht zur Disposition. Nach Auskunft von Mike Townsley von der Gruppe „Campaign to Resist the Atomic Menace“ (Scram) sind Verhandlungen über den Abschluß von Wiederaufarbeitungsverträgen mit mehreren europäischen Ländern und mit Japan gescheitert. Dounray wird nur als Zwischenlager genutzt – unter anderem für die im Atombunker von Hanau lagernden MOX-Brennelemente, die einmal im schnellen Brüter in Kalkar zum Einsatz kommen sollten. Inzwischen gibt es in Großbritannien auch eine von der BBC unterstützte Kampagne für die Einrichtung eines Trockenlagers in Dounray: Alles mit Zement zuschütten und Gras darüber wachsen lassen.

Der Schlüssel zum Ausstieg aus der MOX-Produktion liegt allerdings in den Anlagen von Mol/Dessel der Firma Belgonucléaire. Hier wollen vor allem die Deutschen ihr Plutonium verarbeiten lassen, das bei der Wiederaufarbeitung anfällt. Eine vorzeitige Kündigung dieser Verträge würde jedoch enorme Bußgelder und Konventionalstrafen nach sich ziehen. Aber inzwischen ist auch in Belgien eine Debatte darüber in Gang gekommen, ob überhaupt noch MOX-Brennelemente produziert werden sollen. Die Lager in Mol sind überfüllt, weitere Aufträge könnten gar nicht mehr angenommen werden.

Trotzdem warnten auf der Konferenz vor allem französische Initiativen vor einer verfrühten Ausstiegseuphorie. Frankreich hat nicht nur seine Wiederaufbereitungsanlage in La Hague erweitert und den schnellen Brüter wieder in Betrieb genommen. Nach Auskunft von Marc Faivet von der Organisation „Stop Melox“ würde es für seine eigene Anlage zur Herstellung von MOX- Brennelementen gerne mit „allen Staaten der Welt“ Verträge abschließen. Klaus Peter Klingelschmitt