Frieden für Angola in weite Ferne gerückt

■ Unita-Führer Savimbi will das Friedensabkommen wegen der jüngsten Offensive der Regierung nicht unterzeichnen / Verschärfung des Konflikts befürchtet

Luanda (taz) – Die Hoffnungen auf eine Beendigung des fast 20jährigen Bürgerkriegs in Angola zerschlugen sich am Donnerstag. Laut „Radio Vorgan“, dem Zentralorgan der Unita-Rebellen, wird ihr Führer Jonas Savimbi nicht zu der für den 15.11. in Sambias Hauptstadt Lusaka geplanten Unterzeichnung eines Friedensabkommens erscheinen. „Alles ist verloren“, hieß es bei dem Rundfunksender. Die Begründung: die jüngste Militäroffensive der Regierung, in deren Rahmen die Rebellen- Hochburg Huambo in die Hände der Streitkräfte fiel.

Angolas Staatspräsident Eduardo dos Santos erwähnte gestern in einer Rede aus Anlaß des heutigen 19. Unabhängigkeitstags der ehemaligen portugiesischen Republik die Offensive mit keinem Wort. Aber er hielt an dem harten Kurs fest, auf den sich vor allem seine Generäle festlegten: „Die Irrtümer und Unregelmäßigkeiten des Vertrags von Bicesse dürfen sich nicht wiederholen.“ Das 1991 vereinbarte Abkommen bescherte Angola 18 Monate Frieden, bis die Unita-Rebellen nach ihrer Wahlniederlage im Herbst 1992 den Bürgerkrieg neu entfachten. Sie hatten entgegen dem Abkommen weder ihre Truppen entwaffnet noch die Waffen abgegeben.

Doch diesmal zeigt Angolas Regierung kein Interesse an einer Beendigung des Konflikts. Im Norden des Landes von der doppelten Größe Frankreichs marschieren bereits Truppen für eine Offensive auf Uige und Mbanza Congo auf – die beiden einzigen Provinzhauptstädte, die sich noch in den Händen der Rebellen befinden. Präsident dos Santos: „Unita muß verstehen, daß nur mit Stimmen und nicht mit Waffen die Macht in Angola erobert werden kann.“

Der UN-Sonderbotschafter Alioune Blondin Beye flog gestern dennoch nach Lusaka. Dort sollte eine Begegnung der Militärs beider Seiten stattfinden. Der einzige, aber alles entscheidende Tagesordnungspunkt: die technischen Einzelheiten eines Waffenstillstands, der zwei Tage nach Unterzeichnung der Vereinbarung in Kraft treten sollte. Statt dessen sprechen die Zeichen jetzt erst eimal für eine Verschärfung des Krieges. Beobachter rechnen mit Terroranschlägen in den angolanischen Städten, in denen der größte Teil der zehn Millionen Angolaner lebt. „Unita hat die Wahl, im Busch oder in den Städten zu sterben“, sagte ein Landeskenner. „In der Vergangenheit hat sich das Ausland wenig um Massaker und Krieg gekümmert“, kommentierte ein westeuropäischer Diplomat die Entwicklung, „Luandas Regierung rechnet auch jetzt damit, daß sie keine Probleme haben wird.“ Willi Germund

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