■ Mit dem Handelswandel auf du und du
: Textil-Konzentrat

Frankfurt (AP/taz) – Die Konzentration im Textileinzelhandel verschärft sich. Nach Beobachtung der Branchenzeitschrift Textil-Wirtschaft konnten die Großen der Branche, wie C&A, Quelle, Metro und Otto, im vergangenen Jahr ihren Umsatz und Marktanteile deutlich ausweiten. Gleichzeitig wilderten Branchenfremde, wie Aldi, Rewe und die Kaffeeröster Tchibo und Eduscho in den angestammten Gefilden des Fachhandels. Ihre Zuwachsraten beim Textilumsatz lagen zwischen 20 und 25 Prozent.

Dagegen fielen so renommierte Namen wie Leineweber, Checkers, Nanz oder Junghans- Wolle aus der Liste der Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Mark Umsatz heraus. Verkauf, Umsatzrückgang, Konkurs oder Geschäftsaufgabe waren die Ursachen. Vor allem kleine Boutiquen litten unter der rezessionsbedingten Krise. Viel stärker als die Zahl der Insolvenzen nahmen dabei die „geordneten Rückzüge“ zu. „Die Umsätze stimmen nicht mehr, also wird der Laden an einen Filialisten vermietet“, so das Branchenblatt. Die Hitliste der größten Unternehmen im Textileinzelhandel führte im Rezessionsjahr 1993 C&A mit 8,3 Milliarden Mark Umsatz vor Quelle (7,12 Milliarden), Metro (7,11 Milliarden), Otto (6,9 Milliarden), Karstadt (6,5 Milliaren) und Hertie mit 2,7 Milliarden Mark an. Sorgen bereitet allen Bekleidungshändlern die trotz des Aufschwungs mangelnde Konsumfreude der Deutschen. Der erste lange Wintersamstag vor einer Woche, der „Mantelsamstag“, brachte nur schwache Umsätze. Nun hoffen die Einzelhändler, daß Ende November das Weihnachtsgeld den Reallohnverlust vergessen läßt. Zweckoptimistisch äußerte sich gestern der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels: Er erwarte in allen Einzelhandelsbranchen ein Weihnachtsgeschäft von 30 Milliarden Mark — zwei Milliarden mehr als 1993.